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Gerhard Midding

Im aktuellen epd-Heft stellt Sabine Horst die steile These auf, »1917« sei Tory-Kino. Da vermutlich ein Sinn und Zweck dieser Kolumne darin besteht, Widerspruch zu provozieren, will ich dem gern Folge leisten.

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Schreiben, meint Jack, bedeutet Zeichen aussenden, so wie ein Leuchtturmwärter. Er selbst kann es nicht, obwohl er schon sieben oder acht Jahre alt ist. Aber er begreift die Welt auch so. Tatsächlich wirkt er ziemlich frühreif; erst recht nach den Maßstäben seiner Epoche, den 1860er Jahren.

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Ich vermute, James Mason ist ein so bezwingender Schurkendarsteller, weil er von der Annahme ausgeht, die meisten Menschen seien im Einklang mit ihren Motiven. Diese Gabe zur Ambiguität erhält in Hollywood noch stärkere, auch differenziertere Konturen. In der kulturellen Deplatzierung gewinnt die Arroganz seiner Figuren an Schärfe. Er ist ein Meister der vergifteten Höflichkeit.

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Seit Tagen geht mir das Thema aus „Achteinhalb“ nicht mehr aus dem Kopf. Ich hatte Fellinis Film seit Jahren nicht mehr gesehen. Nun nun entdeckte ich ihn wieder, aus gegebenem Anlass. Es gibt verdrießlichere Ohrwürmer.

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In den letzten Wochen musste ich oft an James Mason denken. Nicht nur, weil ich den letzten Satz meiner Kritik zu »Judy« heimlich aus seiner Grabrede auf Judy Garland gestohlen habe, seiner schwierigen Partnerin bei »Ein neuer Stern am Himmel«. Sondern auch, weil das Filmpodium in Zürich ihm gerade eine Werkschau widmet - ohne runden Anlass, aber mit allem Grund.

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Wenn alles gut gegangen ist, müsste Zoé Rossignol nun bereits eine beachtliche Karriere in der Politik gemacht haben. Kein Zweifel: Sie würde ihr Vorhaben, bei der über-über-nächsten Wahl zu kandidieren, in die Tat umgesetzt haben. Vielleicht hätte sie den sozialistischen Bürgermeister von Saint-Juire, einem kleinen Flecken in der Vendée, abgelöst. Aber damit hätte die Tochter des Dorfschullehrers sich gewiss nicht zufrieden gegeben; eine wie sie ist zu Höherem bestimmt. Mit ihr hätten die "Verts" in Frankreich bestimmt bessere Chancen.

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Als die BBC 1955 das Sendemonopol in Großbritannien verlor, begannen Lew und Leslie, sich für die Möglichkeiten des Privatfernsehens zu interessieren. Sie waren inzwischen finanzstarke Investoren. Anfang der 60er gründete Lew eine eigene Produktionsfirma, mit der er auch Kinofilme herstellen wollte. Aber zunächst kam er nur beim Fernsehen zum Zug.

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»Judy«, der gestern bei uns anlief und am Sonntag eine gewisse Rolle bei den "Golden Globes" spielen könnte, ruht nicht allein auf Renée Zellwegers Schultern. In meiner Kritik im aktuellen Heft versäumte ich zu erwähnen, wie gut Jessie Buckley als Rosalyn, Garlands Betreuerin in London, ist. Sie spielt hervorragend deren Unschlüssigkeit, was ihre Aufgabe mehr verlangt, Einfühlungsvermögen oder Strenge?

Gerhard Midding

Die Filmgeschichte wartet mit zahllosen Silvesterszenen auf. Der letzte Abend des Jahres ist stets ein privilegierter, erzählerischer Moment: ein zuverlässiger Ausnahmezustand. Um Mitternacht kristallisiert sich immer etwas heraus. Entscheidungen werden getroffen, Schicksale besiegelt. Die Stimmung schlägt um. Den Countdown der Gefühle will das Kino nicht verpassen.

Gerhard Midding

Die spanische Weihnachtslotterie ist keine Auslosung wie andere. Sie ist ein nationales Ereignis. Es gibt sie schon seit 1812 und sie hat Jahr für Jahr einen riesigen Zuspruch. Kein Wunder, denn das Geld wird mit großer Kelle verteilt. Jede Losnummer wird 170mal vergeben und irgendwie hat man das Gefühl, dass jeder gewinnt.