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Gerhard Midding

Auf arte laufen heute Abend zwei Zeitdramen, die an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren erinnern. Der eine ist eine Anklage, der andere eine Autopsie. Beide sind als Rückblenden erzählt; die Vergangenheit kommt nicht zur Ruhe. Wolfgang Staudtes Trümmerfilm „Die Mörder sind unter uns“ ist hier zu Lande berühmter, „Das Boot der Verdammten“ von René Clément ist der unbesungenere, der interessantere Film.

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Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences wird internationaler. Die Hälfte der neu berufenen Mitglieder stammt nicht aus den USA, sondern 68 anderen Nationen. Damit steigt der Anteil ausländischer Mitglieder auf rund ein Fünftel. Es ließ sich nicht vermeiden, dass unter den Neuzugängen auch ein paar ältere (Udo Kier beispielsweise) und noch nicht ganz so alte (Carlo Chatrian etwa, der aktuelle künstlerische Leiter der Berlinale) weiße Männer sind; der Anteil der in diesem Jahr berufenen Frauen liegt bei 45 Prozent.

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Die Spannungen, die in »Vorposten in Wildwest« ausgetragen werde, sind ein glimpfliches Vorspiel der nationalen Zerreißproben, von denen Sam Peckinpah 14 Jahre später in »Sierra Chariba« erzählt. Auch hier geht es gemeinsam gegen die Indianer. "Until the Apache is taken or destroyed" ist das Mantra von Richard Harris, dessen Rebellen Aussicht auf Begnadigung haben wenn sie sich Charlton Hestons Kavalleristen anschließen: Danach hat der Fahneneid keine Gültigkeit mehr.

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In dem Spätwestern „Die Unbesiegten“ wird, unverhofft und auf fremdem Territorium, ein denkwürdiger Unabhängigkeitstag gefeiert. Die Eingeladenen können es kaum glauben, schließlich ist der Bürgerkrieg gerade erst vorüber. Aber nun stoßen die ehemaligen Gegner zum 4. Juli miteinander an, verspeisen ein zünftiges Barbecue; auch eine junge Liebe bahnt sich an: natürlich über die einst verfeindeten Linien hinweg.

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„Die Erinnerung ist mein Fluss ohne Wiederkehr“, heißt es in einem der vielen Chansons, die in Claude Lelouchs neuem Film erklingen. Dieser Regisseur, der um jeden Preis die Schönheit such, kann auch in „Die schönsten Jahre eines Lebens“ nicht umhin, die Melancholie in Kauf zu nehmen.

Gerhard Midding

Am vergangenen Sonntag beschloss das Parlament von Mississippi, sich von der bisherigen Flagge des Bundesstaats zu verabschieden. Bis dahin war die Kriegsflagge der Konföderierten noch Teil des Banners gewesen. Im Senat stimmten 37 gegen 14 Abgeordnete für diese Maßnahme; im Repräsentantenhaus fiel das Votum mit 91 gegen 23 Stimmen noch deutlicher aus. Damit hat sich auch der letzte Südstaat der USA von dieser historischen Altlast getrennt.

Gerhard Midding

Derzeit müssen Filme Longseller sein. Hoffentlich dürfen sie es danach bleiben. Die Sitzkapazitäten der Kinos könnten die Verleiher zumindest kurzfristig zwingen, in längeren Zeiträumen zu denken. Das erste Wochenende würde dann nicht mehr über Gedeih und Verderb entscheiden. Die Filme dürften vielleicht wirklich Zeit haben, ihr ihr Publikum zu finden.

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Leider habe ich Colo Tavernier O' Hagen nie kennengelernt. Als ich Bertrand Tavernier zum ersten Mal traf, lag die Scheidung des Paares schon acht Jahre zurück. Aber sie schrieb weiterhin Drehbücher für ihn. Er sprach häufig von ihr, mit großer Bewunderung und Klarheit: Er hatte ihr viel zu verdanken. Nun gab er auf der Seite des Institut Lumière bekannt, dass sie an Krebs gestorben ist.

Gerhard Midding

Heute feiert Krzysztof Zanussi seinen 81. Geburtstag. Wiederum möchte ich ihm dazu herzlich gratulieren. Seit dem Eintrag vom letzten Jahr kenne ich sein Werk ein wenig besser, aber immer noch nicht gut genug. Und obwohl ich inzwischen auch Aufnahmen gesehen habe, wo er einen Rollkragenpullover trägt, hat das meine Bewunderung für den exzellenter Geschmack, den er bei der Wahl seiner Anzüge und Krawatten beweist, nicht geschmälert.

Gerhard Midding

Noch eine französische Renaissance, wiederum mit prunkender Besetzung: Die "Cahiers du cinéma" melden sich zurück. Sie laufen wieder, schreibt der neue Chefredakteur Marcos Uzal verheißungsvoll im Editorial der Juni-Ausgabe.