Sky: »The White Lotus« Staffel 3

»The White Lotus« (Staffel 3, 2025). © HBO

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Wellness als Dilemma

Die erste Staffel kam genau zur richtigen Zeit: Als »The White Lotus« 2021 Premiere feierte, war infolge von Pandemie und Lockdown der Wunsch nach Wellness- und Luxusreisen, wie sie die Serie abbildet, besonders groß. Mindestens ebenso gewachsen war auch die Lust daran, die Privilegierten dieser Welt hämisch vorzuführen. »Eat the rich« ist mit Filmen wie »Triangle of Sadness« und »Saltburn« regelrecht zu einem Subgenre geworden. Aber von den eher plumpen Allegorien auf die innere Verkommenheit der Reichen und Schönen setzt sich »The White Lotus«, und das sieht man der dritten Staffel besonders an, deutlich ab.

Zwar sind die Wohlbetuchten, die diesmal in ein Wellnessresort in Thailand einchecken, wie gehabt eher unsympathisch. Da ist die Familie Ratliff: der Vater (Jason Isaacs), ein dauergestresster Finanzjongleur, seine Frau (Parker Posey), eine sich mit Beruhigungspillen betäubende Society-Diva, und ihre drei erwachsenen Kinder. Die Tochter interessiert sich für Buddhismus, ihre zwei Brüder (gespielt von den »Nepo-Babys« Patrick Schwarzenegger und Sam Nivola) für die Möglichkeiten von Sex und Drogen, die das Resort bietet. Dann sind da noch die drei Freundinnen Jaclyn (Michelle Monaghan), Kate (Leslie Bibb) und Laurie (Carrie Coon), die vordergründig ihre Frauenfreundschaft feiern und sich hintenrum als Vierzigjährige neidisch auf Aussehen und Lebensglück beäugen. Ebenfalls im Boot sitzt Rick (Walton Goggins), offenbar »unabhängig wohlhabend«, der mit düsterer Stimmung und seiner sehr viel jüngeren Freundin Chelsea (Aimee Lou Wood) anreist. Hinzu kommen neben diversen Figuren unter den White-Lotus Angestellten – wie eben Christian Friedels Hotelmanager Fabian – die aus Staffel 1 schon bekannten Belinda (Natasha Rothwell) und Greg (Jon Gries).

Erneut hat Serien-Creator Mike White sämtliche Folgen allein geschrieben und inszeniert. Diese Souveränität spürt man unter anderem darin, dass er sich diesmal besonders viel Zeit nimmt, um in die Dynamiken zwischen den Figuren einzutauchen. So kommen die Konflikte erst nach und nach, fast träge und wie im Drogennebel zum Vorschein. Dinge passieren, obwohl eigentlich Nichtstun angesagt ist. Die Spannung nährt sich aus unterschwelligen Entwicklungen und dem fast parodistisch Offensichtlichen: Wer wird es sein, der am Ende zum sprichwörtlichen Tschechow-Gewehr greift: Vater Ratliff, der seiner Familie nicht sagen kann, dass er wahrscheinlich ruiniert ist? Eine der drei Freundinnen, die zu zweit immer über die abwesende Dritte lästern? Rick, der den Mörder seines Vaters sucht? Oder doch Belinda, die Greg im Verdacht hat, am Tod von Jennifer Coolidges Tanya in Staffel 2 beteiligt gewesen zu sein? Sich selbst besser zu spüren, verspricht das Wellnessprogramm. Nichts könnte für das Wohlbefinden dieser Figuren schlimmer sein.

OV-Trailer

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