Apple TV+: »Aus Mangel an Beweisen«

»Aus Mangel an Beweisen« (Serie, 2024). © Apple TV+

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Ein Staatsanwalt unter Verdacht

Rusty Sabich (Jake Gyllenhaal) arbeitet als Staatsanwalt in Chicago. Heute ist sein freier Tag, die Sonne scheint und er spielt im Garten seines Hauses mit Sohn Kyle Baseball. Ehefrau Barbara (Ruth Negga) und Tochter Jaden relaxen am Pool, als ein Anruf die Idylle unterbricht. Sabichs Kollegin Carolyn Polhemis (Renate Reinsve) ist in ihrem Haus ermordet worden.

Er fährt sofort zum Tatort, ihre Leiche liegt auf dem Boden, ihre Gliedmaßen mit Bondage-Seilen verknotet. Eine Vergewaltigung? Oder ein Racheakt? Tommy Molto (Peter Sarsgaard) will den Fall übernehmen, doch Rusty besteht darauf, selbst zu ermitteln, und erhält Rückendeckung von Oberstaatsanwalt Raymond Horgan (Bill Camp). Dessen Gegner im Wahlkampf um den Posten, Nico Della Guardia (O.T. Fagbenle), nutzt den Mord gleich in einem TV-Auftritt für politische Zwecke.

Der Ex-Ehemann scheint ein Alibi zu haben, ergeben erste Untersuchungen, doch den gemeinsamen Sohn im Teenageralter hatte sie Sabich gegenüber nie erwähnt. Warum ihn das irritiert, wird wenig später klar, als seine Frau fragt, ob sie für den Fall keinen Staatsanwalt finden könnten, der nicht mit Carolyn geschlafen habe. Die Affäre mit ihr sei lange her, versichert er. Doch als Della Guardia die Wahl gewinnt, wird Sabich unmittelbar der Fall entzogen. Im Schlafzimmer der Toten wurden seine Fingerabdrücke gefunden, bei der Obduktion der Leiche eine Schwangerschaft festgestellt. Sabich gerät damit selbst unter Verdacht. »Ich war besessen von ihr, ein verdammter Stalker«, gesteht er später der Paartherapeutin, auf Handy und Computer werden Daten gefunden. In seiner Ehe brechen alte Wunden wieder auf, auch die Kinder erfahren bald davon, es kommt unangekündigt zu einer Hausdurchsuchung. Der Fall wird weit mehr als nur beruflich zur Herausforderung.

Dass Titel und Handlung des Achtteilers »Aus Mangel an Beweisen« bekannt vorkommen, hat einen naheliegenden Grund. Es ist die Neuverfilmung des gleichnamigen Bestsellerthrillers von Scott Turow, den Alan J. Paluka bereits 1990 adaptiert hatte, damals mit Harrison Ford in der Hauptrolle. Den Stoff hat nun David E. Kelley (»Big Little Lies«, »Boston Legal«) als Serie verarbeitet. Allzu gut sollte man sich nicht an die Vorgänger erinnern, um die Twists und Finten zu genießen, auch wenn sich Kelley manche Freiheiten und dreimal so viel Zeit nimmt, um die vertrackte Geschichte aufzudröseln. Zugleich baut er geschickt digitale Technologien ein, Chatnachrichten und Smartphones etwa, die das Tempo anziehen, und die Figuren bekommen mehr Konturen.

Für Jake Gyllenhaal ist die Rolle gerade das zweite Remake innerhalb kurzer Zeit. Erst im März erschien auf Amazon Prime die Neuauflage des Patrick-Swayze-Achtziger-Videothekenklassikers »Road House« und brach Rekorde. Doch damit enden die Parallelen. »Aus Mangel an Beweisen« hat nichts Nostalgisches, nichts Ironisches. Kelley weiß Gyllenhaals Starimage geschickt zu nutzen, diesen Sabich als sehr widersprüchlichere Figur aufzubauen, bei der man nicht sicher sein kann, ob sie Täter oder selbst Opfer ist. 

OV-Trailer

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