DVD-Tipp: »Der verlorene Prinz und das Reich der Träume«
Obwohl Michel Hazanavicius für »The Artist« 2012 als erster französischer Regisseur mit dem Oscar als Bester Regisseur ausgezeichnet wurde und insgesamt fünf Oscars gewann, fristen seine – meist für ein breites Publikum angelegten – Spielfilme in Deutschland nur ein Schattendasein. Die herrlich schräge Top-Spion-Persiflage »OSS 117 – Der Spion, der sich liebte« mit Jean Dujardin kam erst mit drei Jahren Verspätung als DVD heraus. Immerhin war der Comedian Oliver Kalkofe für die deutsche Synchronfassung verantwortlich und verhalf der höchst amüsanten und politisch sehr unkorrekten Komödie und ihrer Fortsetzung »OSS 117 – Er ist sich selbst genug« zu einem gewissen Kultstatus. Auch der völlig missratene »The Search« kam in Deutschland nur auf DVD heraus, seine Godard-Hommage »Le Redoutable« von 2017 wurde überhaupt nicht gezeigt.
Da schien eine Zusammenarbeit mit Omar Sy und eine magische Geschichte für die ganze Familie perfekt geeignet für ein kommerzielles Comeback. Und es liegt auch keinesfalls an dem charismatischen Omar Sy und der Ehefrau des Regisseurs, Bérenice Béjo, dass nun auch »Der verlorene Prinz und das Reich der Träume« nur teilweise überzeugen kann und in Frankreich im Februar noch vor der Schließung der Kinos im März mit nicht ganz einer Million Zuschauern eher floppte. Omar Sy spielt einen (viel zu) liebenswürdigen Witwer, der seiner Tochter jeden Abend eine ausufernde Gute-Nacht Geschichte von einem Prinzen erzählt, der immer wieder die Prinzessin vor einem Bösewicht mit schlechten Zähnen rettet. Aber anstatt auf die Fantasie der Zuschauer zu vertrauen, bebildert Hazanavicius diese Geschichten als bonbonfarbene Abenteuer, die stilistisch an Coppolas »One from the Heart« erinnern. Die bewusst kitschige und leider sehr klamottige Märchenebene harmoniert nie mit der auch eher schlicht angelegten realistischen Handlung. Dort muss der (Über-)Vater einsehen, dass seine langsam pubertierende 12-jährige Tochter Papas Geschichten nicht mehr so cool findet.
Immerhin hat diese französische Großproduktion 25 Millionen Euro gekostet. Es ist schon bedenklich, dass auch das kommerzielle französische Kino die Fehler der Hollywoodblockbuster imitiert.
Le Prince oublié, Frankreich/Belgien 2020, R: Michel Hazanavicius. Da: Omar Sy, Bérénice Béjo, Francois Damiens, Keyla Fala. Anbieter: Studiocanal.
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