DVD-Tipp: »Mandy«
Seit Jahren dreht Nicolas Cage einen B-Film nach dem anderen. In der Regel erscheinen diese Werke umgehend auf dem Heimkinomarkt. Doch sein neuer Film »Mandy« läuft fast zeitgleich mit der DVD/BR-Veröffentlichung auch in ausgewählten Kinos. Zu Recht!
Der Holzfäller Red Miller (Cage) lebt mit der Fantasy-Art-Künstlerin Mandy Bloom (Andrea Riseborough) friedlich in einer Hütte im Wald nahe der Shadow Mountains in Kalifornien. Doch die harmonische Zweisamkeit der beiden Liebenden wird brutal zerstört, als die Hippie-Sekte »Children of the New Dawn« des Nachts in ihr Haus eindringt. Es sind pervertierte Blumenkinder, drogengeschädigte »Jesus Freaks«, die schrecklichen Nachfahren der Manson- und Texas-Chainsaw-Familie, der personifizierte amerikanische Albtraum. Gefesselt mit Stacheldraht muss Red hilflos mit ansehen, wie Mandy verbrannt wird. Red sieht rot...
Es ist sicher nicht der Plot, der »Mandy«, den zweiten Film des kanadischen Regisseurs Panos Cosmatos, zu einem so aufregenden Genrebeitrag macht. Es ist die formale Umsetzung, eine Komposition aus psychedelischen Szenarien, unnatürlich satten Lichtstimmungen und einem dichten Soundteppich in der die Schauspieler ebenso enthemmt wie selbstverständlich agieren. Das unbefangene Spiel mit Genrefilm-Klischees und Versatzstücken aus der Heavy-Metal-Kultur gelingt Cosmatos völlig ohne Ironie. Seine offenbar aufrichtige Liebe zur Absurdität bewahrt den Film davor, ins Lächerliche abzukippen. Nichts scheint Cosmatos zu peinlich. Sein fiebriger Albtraum aus Primärfarben vereint analoge Splatterorgie mit kitschigem Fantasy-Pathos, harten Backwood-Horror mit apokalyptischen Endzeitszenarien. Cosmatos zelebriert in vollen Zügen die Schönheit des Trivialkinos der 80er Jahre.
»I'm the Californian Klaus Kinski«, verkündete Cage bei der »Mandy«-Premiere in Wien. Der ohnehin zu ungeniertem Overacting neigende Hollywoodstar kann sich auf diesem wahnwitzigen Leidensweg hemmungslos gehenlassen. Cage ist der realen Hölle der Direct-to-DVD-Produktionen entstiegen und rächt nun, als Mutation aus all den Action- Helden der 80er Jahre, blutüberströmt mit Streitaxt und Kettensäge bewaffnet, den Tod seiner Geliebten. Die unbekümmerte Bekenntnis aller Beteiligten zur Trivialkultur führt in Kombination mit formaler Erhabenheit zu einem Befreiungsschlag für das oft belächelte Genrekino.
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VÖ: 22. November 2018
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