»Game of Thrones: The Spoils of War« (S07E04)
Nach langem Geduldspiel liefert »Game of Thrones« mit »The Spoils of War« das buchstäbliche Feuerwerk ab, auf das man seit »Dragonstone« gewartet hat. Die vierte Folge ist ohne Zweifel der bisherige Höhepunkt der siebten Staffel und steckt voller starker Charaktermomente, Spannung – und Drachen.
»The Spoils of War« teilt sich in zwei Teile. Die ersten zwei Drittel der Episode folgen der üblichen Dramaturgie der Serie und springen zwischen den drei Haupthandlungsachsen der siebten Staffel hin und her: King’s Landing, Winterfell, Dragonstone. Arya kehrt nach Winterfell zurück und zeigt, dass sie sich ebenso wie Bran auf ihrer langen Reise gewandelt hat. Cersei verspricht Tycho Nestoris von der Iron Bank in King’s Landing das geplünderte Highgarden-Gold als Schuldenausgleich und plant zukünftige, gemeinsame Investitionen. Auf Dragonstone gewinnen der King of the North und die Drachenkönigin das Vertrauen des jeweils anderen. Jon kann Dany von der Gefahr der White Walker überzeugen und wird im Gegenzug von Missandei über Danys Gutherzigkeit aufgeklärt.
Der zweite Teil der Folge widmet sich ganz Jaimes Karawane auf dem Weg von Highgarden nach King's Landing und dem plötzlichen Überfall durch Daenerys Targaryen. Mit ihrem Drachen Drogon führt sie die Dothraki-Reiter gegen die hoffnungslos unterlegene Lannister-Truppe an und entfesselt eine furiose Feuer-Schlacht, die den Zuschauer atemlos zurücklässt. Obwohl das Episodenfinale nicht mehr als zehn Minuten dauert, nimmt die Sequenz eine bedeutende Stellung nicht nur in der Staffel, sondern der gesamten Serie ein. Dany greift zum ersten Mal selbst aktiv in das Kriegsgeschehen in Westeros ein und demonstriert ihre monströse Stärke. Strategisch gesehen hat sie keinen großen Sieg errungen, vor allem, da der Wagen mit der Kriegsbeute der Tyrells bereits in King’s Landing angekommen ist. Doch war es ein psychologischer Sieg, da sie die Atombombe der Drachen über Westeros hat fallen lassen, um den Sieben Königreichen zu demonstrieren, dass sie jederzeit den kompletten Kontinent in Schutt und Asche legen könnte.
Die Schlacht zwischen der Lannister-Tarly-Allianz und Danys Dothraki-Reitern weist einige Ähnlichkeiten zu anderen Meilensteinen der Serie auf, insbesondere den Episoden »Hardhome« (S05E08) und »Battle of the Bastards« (S06E09). Regisseur Matt Shakman orientiert sich an der Arbeit von Miguel Sapochnik, der die beiden vorangegangenen Folgen bildgewaltig in Szene setzte. Die Grandeur der Sequenz beruht auf der überwältigenden CGI-Visualisierung feuerspeiender Drachen, die wir bereits aus der zweiten Belagerung von Meereen kennen, sowie der unglaublichen Choreographie von Statisten- und Pferdemassen und der unzegügelten Kamera aus dem ebenso epischen wie grausamen Massaker um Winterfell. Im Wechsel aus Nähe und Distanz ändert sich der Zustand des Zuschauers sekündlich von Anspannung über Freude zu Angst und Schrecken.
Die Field of Fire-Sequenz gehört zu den besten Szenen der gesamten Serie. Die Komplexität und Multiperspektivität von »Game of Thrones« kulminiert in dieser Schlacht, in der geliebte Hauptfiguren gegeneinander kämpfen und man nicht entscheiden kann, wer leben und wer sterben soll. Aus Danys Blick von oben hat das Geschehen etwas Befreiendes, geradezu Triumphales. Endlich kann sie ihren ersten großen Sieg im Krieg um Westeros erzielen und die Lannisters zurückwerfen. Auf dem Boden erleben wir jedoch aus der Sicht von Jaime und Bronn den Schrecken des Drachenfeuers und die Barbarei der wilden Dothraki-Horde. Anders als im »Battle of the Bastards«, wo die Fronten zwischen Gut (Jon) und Böse (Ramsay) klar gezeichnet sind, ist der Zuschauer von »The Spoils of War« so sehr emotional überfordert, dass er am Ende nicht einmal sagen kann, ob er einem Sieg oder einer Niederlage beigewohnt hat.
Die größte Identifikation bringt daher Tyrions Perspektive, der das Geschehen aus der Distanz beobachtet und wie der Zuschauer zwischen den Fronten steht. Mit ernster Miene wohnt er Danys Sieg bei, nimmt das Schreien der verbrennenden Soldaten wahr und sorgt sich sowohl um seine Königin als auch seinen Bruder. Dieser reitet aus purer Verzweiflung gegen Dany aus und versucht, Westeros erneut vor den Flammen eines Targaryens zu bewahren. Diesmal ist jedoch Drogon zur Stelle und schießt dem Angreifer einen Feuerball entgegen, der dank des Eingreifens von Bronn nur knapp sein Ziel verfehlt. Bei der Flucht vor dem tödlichen Feuer stürzen beide in den Fluss, Jaime wird von dem Gewicht seiner Rüstung in die Tiefe gezogen. Eine letzte böse Ironie der Folge, die damit begann, dass Jaime Bronn vor den scheinbar guten Dingen im Leben warnte, die einen als Last nach unten ziehen können.
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Die aktuelle siebte Staffel »Game of Thrones« ist in Deutschland exklusiv auf Sky zu sehen. Weitere Infos unter: www.sky.de.
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