»Game of Thrones: The Queen’s Justice« (S07E03)

»Game of Thrones: The Queen’s Justice« (S07E03)

Foto: ©HBO

Gerade mal drei Folgen in Westeros, und schon steht Daenerys Targaryen das Wasser bis zum Hals. Ihr Eroberungsfeldzug ist bisher ein Reinfall. Ohne Westeros-Verbündeten, Schiffe und ihre Unsullied-Armee sitzt die Drachenmutter mit den wasserscheuen Dothrakis auf Dragonstone fest und darf in den Grübel-Wettbewerb von Tyrion und Jon Snow einsteigen. So haben wir uns das aber nicht vorgestellt.

»The Queen’s Justice« hält das hastige Erzähltempo von »Stormborn« und hechelt von einem Ereignis zum nächsten. Jon und Dany treffen zum ersten Mal aufeinander, Winterfell feiert ein weiteres Stark-Wiedersehen und im Krieg um den Eisernen Thron wechseln gleich zwei große Familiensitze ihren Besitzer. So vielversprechend das klingt, waren die Szenen doch von jener funktionalen Kälte begleitet, die sich bereits in den vorangegangenen Folgen bemerkbar machte. Die Schlachten um Casterly Rock und Highgarden werden rasch abgefertigt, die überraschende Begegnung zwischen Bran und Sansa endet in Tränen und auch das große Treffen zwischen Eis und Feuer fällt eher lauwarm aus.

Fehlt es den Autoren ohne Martins Vorlage an Raffinesse? Nicht unbedingt. Schließlich steckte der Abschied zwischen Ser Jorah und Samwell Tarly in Oldtown voller Wärme. Zwei Fremde, die unterschiedlicher nicht sein könnten, zusammengeführt durch bittere Not, geben sich respektvoll die Hand. Eine kleine Geste mit viel Bedeutung: Sam vertraut auf Jorahs Heilung, gibt ihm neuen Lebensmut und die Gabe der Zuwendung, damit dieser die Krankheit endgültig hinter sich lassen kann. Was ist es dann? Warum hinterlassen die großen Ereignisse aus »The Queen’s Justice« einen faden Beigeschmack?

Vielleicht waren die Erwartungen zu hoch. Dany und Jon gehören zu den Figuren, deren Teilhabe am großen Endspiel der letzten Staffel nie angezweifelt wurde. Ihr von Melisandre eingefädeltes Treffen in »The Queen’s Justice« hat etwas Schicksalhaftes. Hoffnungen, Vorahnungen und Fan-Theorien ranken sich darum. So wichtig die Zusammenkunft der beiden letzten Targaryens für den Zuschauer war, so unwichtig war es den Figuren selbst. Ohne sich richtig zu kennen, begegnen sie aneinander, beschnuppern sich misstrauisch und wollen keine richtige Chemie finden. Befremdlich, aber auf dem zweiten Blick nur verständlich. Immerhin stoßen im Thronraum von Dragonstone zwei stolze wie auch sture Individuen aufeinander, deren politische Agenda und mangelnde Diplomatie-Fähigkeit einer sofortigen Annäherung im Wege stehen.

Dany betrachtet die Unabhängigkeitserklärung des Nordens als offene Rebellion gegen ihren Herrschaftsanspruch auf den Iron Throne. Jon versucht den Blick auf die weitaus größere Bedrohung der White Walker zu lenken, an dessen Existenz Dany nicht glauben kann. Tyrion und Davos können sich noch so viel Mühe geben, die Vorzüge ihrer jungen Herrscher zu preisen, bei so pragmatisch ehrlichen Charakteren wie Dany oder Jon bleibt es eine leere Behauptung. Der wahre Beweis liegt in der Tat, nicht im Wort. Da jedoch Jon noch etwas länger auf Dragonstone verweilen wird und Danys Lage sich von Folge zu Folge verschlechtert, könnte das zusammenschweißende Ereignis nicht mehr weit sein.

Während es für Dany bergab geht, sind die Lannisters oben auf. Tyrions erstaunlich schlechter Kriegsrat steht dem militärischen Scharfsinn seines Bruders Jaime gegenüber, der sich zum taktierenden Kriegsherr mausert. Der Königsmörder hat aus den Fehlern seines Feldzuges gegen Robb Stark gelernt und wendet sogar eine Taktik des jungen Wolfes gegen den neuen Feind an: Statt die Unsullied in Casterly Rock zu empfangen, lässt er sie die strategisch wertlose Burg erobern und marschiert mit seiner Armee nach Highgarden, um Haus Tyrell zu zerschlagen. Als die Burg eingenommen ist, konfrontiert er Lady Olenna, die ihr Ende mit Fassung trägt. Jaime reicht ihr einen vergifteten Becher, den sie ohne zu zögern annimmt. Nach dem todbringenden Schluck teilt sie ein letztes Mal ihr eigenes Gift aus. Sie offenbart Jaime, dass sie für Joffreys Tod verantwortlich war. Eine dornige Rose bis zuletzt.

In King’s Landing kehrt Euron Greyjoy triumphierend mit seiner Kriegsbeute ein. Die Siegessträhne des Krakenlords ist ungebrochen. Als übermächtiger Deus ex Machina hat er den unabwendbaren Untergang der Lannisters noch einmal hinausgezögert. Seine Allianz mit Cersei scheint besiegelt, als er ihr Ellaria Sand und ihre Tochter Tyene als Geschenk überreicht. An diesen übt die Königin ihre perfide wie auch poetische Rache. Eingesperrt im tiefsten Kerker, gibt Cersei der letzten Sand Snake jenen giftigen Kuss, mit dem Ellaria einst das Schicksal der unschuldigen Myrcella besiegelte. Cersei lässt Ellaria im Verlies zurück, dazu verdammt, ihrer todgeweihten Tochter beim Sterben zuzuschauen. The Queen’s justice.

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Die aktuelle siebte Staffel »Game of Thrones« ist in Deutschland exklusiv auf Sky zu sehen. Weitere Infos unter: www.sky.de.

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