Kritik zu Freakonomics

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Pop und Ökonomie: Ein Bestseller der Sachbuchliteratur wird als Dokumentarfilm aufbereitet und macht bewusst, wie unterschiedlich doch das Argumentieren auf dem Papier und auf der Leinwand funktioniert

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Es ist immer eine reizvolle Herausforderung, einen Bestseller zu verfilmen. Umso mehr, wenn es sich nicht um Fiktion, sondern um ein Sachbuch handelt. Der Ökonom Steven Levitt hat zusammen mit dem Journalisten Stephen Dubner 2005 das Buch »Freakonomics« auf den Markt gebracht, eine Reihe von Artikeln, die sich mit so diversen Themen wie Kriminalitätsrate, Immobilienpreisen oder Manipulationen im Sumo-Sport befassen. Neu und verkaufsträchtig war der Ansatz, auf sehr »poppige« Weise Statistiken aller Art auszuwerten. Nur so konnte der altehrwürdige Sport des Sumo-Ringens der Korruption überführt werden: Es stellte sich heraus, dass die bereits sicheren Sieger allzu oft ihre letzten, nicht mehr entscheidenden Kämpfe verloren. Die Verfilmung, für die mehrere Dokumentarfilmer verpflichtet wurden, behandelt lediglich vier der im Buch besprochenen Themen ausführlich. Dabei ist die Handschrift der einzelnen Teile, obwohl von verschiedenen Personen inszeniert, überraschend gleichartig. Angewandt werden die üblichen Methoden des Fernsehfeatures: Talking Heads, Archivaufnahmen, ein paar Tricks mit Überblendungen, Aufschriften und dergleichen und das alles unter dem strengen Gebot gegen die gefürchtete Langeweile, dass keine Einstellung länger als 20 Sekunden sein darf.

Als kurzes »Einspiel« in Talkshows mag das funktionieren, als abendfüllende Doku gibt es leider wenig her. So wirkt »Freakonomics« als Film interessanterweise negativ auf das Buch zurück: Was sich auf dem Papier überzeugend und stringent las, verliert in der Aufbereitung in Filmschnipsel an Glaubwürdigkeit. Das betrifft vor allem die wohl berühmteste These von Levitt/Dubner, nämlich den behaupteten kausalen Zusammenhang zwischen der Abtreibungslegalisierung in den 70er Jahren und dem Sinken der Kriminalitätsrate in den 90ern. Daten aus Rumänien und aus den USA nebeneinander zu stellen – das wirkt in der Verkürzung auf 20 Minuten Dokumentarfilm einfach nur krude.

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