Kritik zu Fright Night
Der Regisseur Craig Gillespie hat in Mr Woodcock und Lars und die Frauen ein Interesse an verschrobenen Charakteren und schwierigen zwischenmenschlichen Beziehungen gezeigt – jetzt versucht er sich an einem Vampirfilm
Gut aussehend ist er, der neue Nachbar, Jerry, der sich auch noch durch handwerkliche Fähigkeiten empfiehlt – zu schön um wahr zu sein, das ist der Eindruck von Charleys alleinerziehender Mutter Jane. Charley allerdings kann eine gewisse Faszination nicht leugnen, zumal als er Leute in Jerrys Haus hineingehen – aber nicht wieder herauskommen sieht. Was er dann mit eigenen Augen sieht, als er sich eines Nachts in Jerrys Haus schleicht, ist so unglaublich, dass er niemand davon überzeugen kann, die Wahrheit zu sagen.
Den Vampir verkörpert hier Colin Farrell. Das ist ein Versprechen, die Kombination von verführerischem Charme einerseits und aggressiver Männlichkeit und Beißlust andererseits kann man sich gut vorstellen, ebenso wie Toni Collette als potenzielles Opfer, das dem neuen Nachbarn mehr entgegenzusetzen hat, als der gedacht hätte. Fright Night hätte also mehr sein können als ein weiteres enttäuschendes Remake eines erfolgreichen Horrorfilms, diesmal aus dem Jahr 1985, als der Autor Tom Holland mit Die rabenschwarze Nacht sein Regiedebüt gab, einer Verbindung von Schrecken und Komik.
Ungewöhnlich und vielversprechend ist der neue Schauplatz, eine Schlafstadt vor den Toren von Las Vegas, geprägt von Totenstille, ein geeigneter Ort, um im Verborgenen zu existieren. Spätestens aber wenn ein erzürnter Jerry im Nachbarsgarten die Gasleitung aus der Erde reißt und das Haus in die Luft jagt, darf sich der Zuschauer fragen, wie sehr sich dieser Vampir unter Kontrolle hat – der aufwendige Umbau seines Hauses mit Zellen für Gefangene und einem riesigen Gewölbe unter der Erde lässt ja eigentlich denken, dass er sich hier für längere Zeit einrichten wollte.
Ist der Tonfall des Films anfangs überwiegend gradlinig-ernsthaft, so verändert er sich radikal, wenn er sich aus der Suburbia in das Zentrum der Stadt bewegt. Da nämlich trifft Jerry sein Idol, den Magier Peter Vincent. Der zieht auf der Bühne eine bombastische Show ab, wie sie diesem Ort angemessen ist, erweist sich aber in der Garderobe als eine eher unsympathische Mischung aus Tyrann (gegenüber Frauen) und Biedermann, einer, der den Ekel vor seinem eigenen Gewerbe mit viel Alkohol betäuben muss. David Tennant (»Dr. Who«) spielt ihn anfangs wie einen Russell- Brand-Verschnitt, so sehr ähnelt er äußerlich seinem Landsmann. Er wisse, dass seine Show eine Illusion sei, sagt Charley, trotzdem erhofft er sich Hilfe. Und am Ende wächst der Illusionist dann tatsächlich über sich hinaus, auch dieses Spiel mit der Illusion hätte eine schöne Geschichte ergeben können, aber der Film ergötzt sich nur an Vincents Behausung, die stilsicher, wenn auch überladen eingerichtet ist, mit zahlreichen Artefakten, die durch das 3-D-Verfahren ähnlich wirkungsvoll ins Bild gesetzt werden wie die klassischen Horroreffekte.
Craig Gillespie legt hier leider einen Film vor, der das Potenzial der Geschichte ebenso verschenkt wie das seiner Darsteller, auch der Kurzauftritt von Chris Sarandon (dem Vampir der Erstverfilmung) wirkt ziemlich beliebig.
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