Ausstellung: »Filmplakate aller Zeiten«

Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Christina Thomson

Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Christina Thomson

Mehr Kunst als Kommerz

Was sofort in den Blick fällt, wenn man diese Ausstellung betritt, ist das französische Plakat für »Metropolis«, das sich auf die Hochhäuser der Metropole konzentriert. Es ist ungleich weniger bekannt als die deutschen Motive mit dem Kopf der Maschinenfrau – ziert allerdings auch als noch größere Reproduktion das Treppenhaus des Berli­nale-Kinos Cubix am Alexanderplatz.

Der Titel der Ausstellung, »Großes Kino«, mag ein wenig irreführend sein (zumindest wenn man dabei ausschließlich an aufwendige Filme denkt), während ihr Untertitel, »Filmplakate aller Zeiten«, eine gewisse Beliebigkeit suggerieren könnte. Glücklicherweise ist dem nicht so. Die Schau gefällt durch eine durchdachte Anordnung der Ausstellungsobjekte ebenso wie durch die ausführlichen Bildlegenden (in Deutsch und Englisch). Die Kunstbibliothek, aus deren Bestand der überwiegende Teil der 300 gezeigten Plakate stammt, interessiert sich für Plakate als Mittel des künstlerischen Ausdrucks. So dominieren in der chronologischen Anordnung zu Beginn die hoch künstlerischen Motive des deutschen Stummfilms der Weimarer Republik, die auf den Expressionismus ebenso zurückgreifen wie auf Montagetechniken. Das kommerzielle Element wird dabei allerdings nicht ausgespart (schließlich ist das Plakat ein Werbemittel), etwa in einer Reihung von Plakaten, in denen das Gesicht des Stars in den Mittelpunkt gerückt ist. 

Für »neue Wege« stehen dann die Arbeiten von Künstlern wie Hans Hillmann und Isolde Baumgart, die vor allem in den sechziger Jahren für die Wiederaufführungen von Klassikern bei den Verleihen Atlas und Neue Filmkunst originelle grafische Lösungen fanden und damit ihrerseits Klassiker schufen. Sehr gelungen auch das Plakat zu Ulrich Schamonis Abtreibungsfilm »Es«, das nur aus einzelnen Sätzen zum Film besteht. Auch die eindringliche Plakatkunst aus Polen und aus der Tschechoslowakei (1967–72) wird eigens gewürdigt. Da können die meisten der Plakate, die den Neuen Deutschen Film repräsentieren, nicht mithalten.

In der Mitte des Raumes finden sich die Lieblingsplakate von 26 Film-, Kunst- und Kulturschaffenden (fast alle mit Berlin-Bezug), die die Ausstellungsmacher eingeladen haben, aus den Beständen des Hauses ein/ihr Lieblingsplakat auszuwählen und eine entsprechende Begründung zu formulieren. Die Begründungen kann man im kostenlosen Audioguide hören, gesprochen von den Auswählenden selbst.

Ebenfalls in der Mitte des Raumes findet sich eine weitere schöne Ergänzung: zum einen nach gestalterischen Gesichtspunkten angeordnete Plakate, zum anderen Plakate aus verschiedenen Ländern zum selben Film, darunter mehrere Dutzend zu »Planet der Affen«. 

Im zweiten Raum wird unter anderem das Plakatschaffen der DDR (wo auch zu jedem ausländischen Film ein eigens Plakat gestaltet wurde) gewürdigt – grandios die grafische Lösung mit Mund und Mundharmonika zu »Spiel mir das Lied vom Tod«. Auch der Übergang zu digitalen Möglichkeiten wird hier behandelt, ebenso die mir bisher unbekannte Praxis ›alternativer Filmplakate‹, von Künstlern gestaltet, die den jeweiligen Film verehren. 

Die in Zusammenarbeit mit der Berlinale entstandene Ausstellung empfiehlt sich auch für einen Besuch während des Festivals; neunzig Minuten sollte man dafür schon einplanen, man kann dabei auch eine Reihe von Plakaten entdecken, die auf der Berlinale preisgekrönt wurden. 

Der Katalog kombiniert vielfach großformatige Abbildungen mit Informationen über die Sammlung und einer Reihe von Aufsätzen sowie einem aufschlussreichen Gespräch mit drei Praktikern der Plakatgestaltung, in dem es auch um die sich wandelnde Rolle des Plakats als Werbeträger geht. Die 26 ausgewählten Plakate sind ganzseitig reproduziert, auf der nebenliegenden Seite die – 
meist sehr persönlichen – ­Begründungen.

Großes Kino. Filmplakate aller Zeiten. Kulturforum Berlin, noch bis 3. März. ­

 



Katalog (dt./engl.) im Sandstein Verlag, ­Dresden, 240 S., 38 €.
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