Kritik zu The Art of Love

englisch © Philippe Weibel

Eine berührende, amüsante Komödie um zwei ungleiche Sex-Toy-Tester auf der Suche nach der wahren Liebe. Britisch ironisch und schweizerisch zurückhaltend

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Ein muskelbepackter, selbstverliebter Mittdreißiger, der es als Influencer für Sextoys zum Erfolg gebracht hat. Und eine mausgrauige Mittfünfzigerin in einer Ehekrise, die ihr Gehalt von den Londoner Verkehrsbetrieben mit Bewertungen für ebenjene Sextoys aufbessert: Beide treffen aufeinander und bringen ihre verborgenen Seiten zum Vorschein. Da fehlt kaum ein Klischee. Doch zum einen leben Komödien davon und zum anderen arrangiert der Schweizer Filmemacher Philippe Weibel sie in »The Art of Love« derart charmant, überreizt sie nie und spickt seine berührende Komödie mit geschickt gesetzten Slapstick-Momenten, dass die englisch-schweizerische Koproduktion zu einem vergnüglich-erfrischenden Kinoerlebnis wird.

Seit 30 Jahren ist Eva (Alexandra Gilbreath) mit ihrem gesundheitlich angeschlagenen Mann (Jeremy Swift) zusammen, verdient das Geld, kümmert sich in der kleinen, etwas trostlosen Londoner Wohnung liebevoll um ihn und will einzig mal rauskommen aus dem Trott. Um das Geld für eine Reise zusammenzubekommen, schreibt sie nachts Bewertungen für Sextoys, die sie, wie sie später gestehen wird, noch nie tatsächlich getestet hat. Doch ihre Beschreibungen sind derart einfühlsam, dass sie nach nur fünf Monaten eine Auszeichnung der Firma erhält, neben Adam (Oliver Walker), der als Influencer Erfolg gewohnt ist und sich während eines One-Night-Stands gern die ganze Zeit im Spiegel über dem Bett betrachtet. 

Irgendwann kommt der Boss (Kenneth Collard) von »Art of Love« auf die Idee, die einsamen Herzen mit technischen Mitteln nicht nur körperlich zu befriedigen, sondern auch emotional. Die entsprechende KI sollen Eva und Adam via Virtual Reality mit Emotionen und Gesten füttern. Nach anfänglicher Abneigung entwickelt sich natürlich zwischen den beiden eine ungewöhnliche Freundschaft. Es zeigt sich, dass Adam mit seiner Arroganz eine tiefe Verletzung und Unsicherheit überspielt und in Eva viel mehr steckt, als ihr in den praktisch-langweiligen Outfits und mit dem strähnigen Haar anzusehen ist. Und dann kommt noch eine unkonventionelle, dichtende Nachbarin Adams ins Spiel.

So schablonenhaft die Storyline, so einfühlsam die Umsetzung und so großartig das Spiel insbesondere von Gilbreath, die ihrer Figur eine unglaublich liebenswerte Stärke vermittelt. Walker zunächst als arrogantes Scheusal, dann als verletzlicher Schöngeist agiert etwas schablonenhafter. Mitunter zerfleddert die Handlung ein wenig und Weibel verpasst es, die zunehmende Oberflächlichkeit und Vereinsamung der Menschen, die sie mit KI und Social Media auszugleichen versuchen, elegant zu verhandeln. Die Sextoys spielen irgendwann gar keine Rolle mehr. Doch der Ton des Films bleibt angenehm ironisch und zugleich zurückhaltend empathisch beim Porträt zweier Menschen, die nicht mit, sondern durch die KI lernen, sich ihrer Gefühle und Bedürfnisse bewusst zu werden – und am Ende mutige Entscheidungen treffen. »The Art of Love« ist ein vergnüglicher, anrührender Film, der jegliche Schlüpfrigkeit und die so naheliegenden Peinlichkeiten ausspart.

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