Film des Monats April: »Roter Himmel«
Zusammen mit seinem Freund Felix will der Schriftsteller Leon den Sommer in einem idyllischen Ferienhaus an der Ostsee im Wald verbringen. Dort will er an seinem neuen Roman arbeiten. Zu ihrer Überraschung sind dort auch der Rettungsschwimmer Devid und Nadja, die einen Ferienjob als Eisverkäuferin hat. Ein Waldbrand in der Gegend wirkt zunächst wenig bedrohlich, kommt aber näher. Als Leons Verleger Helmut zu dem Quartett stößt und an Leons Manuskript kein gutes Haar lässt, ist für diesen die Katastrophe komplett. Der Waldbrand zwingt alle zur Flucht – mit unterschiedlichen Konsequenzen.
Meisterhaft beobachtet und erzählt ist »Roter Himmel« die zeitgemäße und lakonische Beschreibung einer kunstaffinen, städtischen Generation, deren Widerstandskräfte angesichts aktueller Krisen durchaus unterschiedlich sind. Langsam und genau entwickelt der Autor und Regisseur Christian Petzold das Drama und erinnert dabei bewusst an den Realismus französischer Regisseure wie Éric Rohmer.
Die Wahrnehmung und die Rolle der eigenen Arbeit spielen in diesem Film eine wesentliche Rolle: Job oder Berufung, Notwendigkeit oder Selbstverwirklichung ohne klaren Zweck. Auf eindrückliche Weise lässt Petzold dabei literarische Formen selbst zu Wort kommen – Witz, Roman, Gedicht. Sie werden zu Charakterisierungen der Vortragenden und ihrer Fähigkeit zur Empathie. Kraft gewinnt Sprache, wenn sie mit Erfahrung verbunden ist.
»Roter Himmel« ist zudem eine Geschichte über Natur und Entfremdung. Leon kann nichts mit seiner Umgebung anfangen und steht ihr auch deswegen hilflos gegenüber. Die Verfassung seines Verlegers erkennt er nicht. Auch die Natur ist ihm fremd: Den Wald nimmt er als bedrohlich war, am nahen Strand sehen wir ihn nur vollständig bekleidet. Ins Wasser geht Leon auf dieser Reise nicht.
»Roter Himmel« ist das Porträt einer Generation und eines Milieus, das sich in seiner Suche nach einem Platz vor allem um sich selbst dreht, während die Welt um sie herum buchstäblich in Flammen steht.
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