DVD-Tipp: »The Painted Bird«

Als dieser Film vor einem Jahr in den deutschen Kinos anlief, erinnerten seine Bilder an andere Kriegsfilme, vor allem an Klimovs »Komm und sieh« (wegen der gezeigten Grausamkeiten) und an Tarkovskys »Iwans Kindheit« (wegen des kindlichen Protagonisten und der Schwarz-Weiß-Fotografie). Heute denkt man eher an die aktuellen Nachrichten über den Krieg in der Ukraine – was verstärkt wird, wenn man aus der beigegebenen Filmdokumentation erfährt, dass die erste Passage des Film tatsächlich in der Ukraine gedreht wurde. 

Jerzy Kosinskis 1965 erschienener Roman, der die Odyssee eines jüdischen Jungen durch Osteuropa gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zeigt, galt wegen der geschilderten Grausam­keiten lange als unverfilmbar, Roman Polanski trug sich mit dem Gedanken, bis er mit »Der Pianist« ein ähnliches, weniger schwieriges Sujet fand.

Gleich die erste Sequenz stimmt den Zuschauer darauf  ein, dass das, was er in den nachfolgenden drei Stunden zu sehen bekommt, sehr schwere Kost ist, die zwar durch die Schwarz-Weiß-Fotografie ein Stück weit abgemildert wird, aber eben nur ein Stück. Für ihn sei der Film universell, sagt der Regisseur bei einer Masterclass einmal.

Die wie immer gut ausgestattete Edition des Anbieters Bildstörung enthält den Film wahlweise auf Blu-ray oder DVD und auf einer Bonus-DVD neben einer selbstlaufenden Bildergalerie (19 Min.) zwei lange Extras: zum einen eine Masterclass, die Regisseur Václav Marhoul per Zoom im Mai 2020 im Rahmen des Filmfestivals goEast in Wiesbaden hielt (93 Min.). Er erzählt vom schwierigen Rechteerwerb, der langwierigen Drehbucharbeit, dem Casting und dem Dreh, bevor er am Ende auf Fragen der Zuhörer antwortet. Die Dokumentation »Die elf Farben des Vogels« (120 Min.) begleitet Vorproduktion und Dreharbeiten, erzählt oft aus der Perspektive von Petr Kótlar, dem zu Beginn der Dreharbeiten neunjährigen Hauptdarsteller. Beide Extras tragen viel zum Verständnis des Films bei.

VÖ: 6. Mai 2022

Bestellmöglichkeit (DVD/Blu-ray)