Apple TV+: »In with the Devil«
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Zwei Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Jimmy Keene ist der Sohn eines Polizisten und ein erfolgreicher Footballer. Seinen aufwändigen Lebenswandel finanziert er aber auch durch Drogengeschäfte, der übergewichtige Larry Hall lebt ganz für Reenactments von Bürgerkriegsszenarien. Hat er die dazu notwendigen Fahrten in andere Bundesstaaten auch dafür genutzt, dort Mädchen zu ermorden? Ist er ein serial killer oder nur ein serial confessor – einer, der mit Taten prahlt, die er nicht begangen hat, um damit Aufmerksamkeit zu erregen? Er ist rechtskräftig verurteilt, aber demnächst steht seine Berufungsverhandlung an, bei der er gute Chancen hat, freizukommen. Entsprechend nervös ist das FBI, denn es konnte Hall nur wenig nachweisen. So verfällt man auf einen gewagten Plan. Der gerade wegen Drogenhandels zu zehn Jahren Haft verurteilte Jimmy Keene soll sich mit Larry Hall anfreunden, ihn aushorchen und ihm ein Geständnis entlocken. Wenn ihm das gelingt, wird er ein freier Mann sein.
Zwei unterschiedliche Männer, deren Zellen nach der Verlegung Jimmys einander gegenüber liegen. Die Zeit bis zur Berufungsverhandlung drängt, aber ein Vorpreschen Jimmys könnte Larrys Verdacht erregen. Überhaupt zeigt sich der als äußerst geschickter Manipulator, der Jimmy, aber auch andere wiederholt auflaufen lässt. Am Ende findet sich Jimmy sogar in Isolationshaft wieder, nachdem Larry die Gefängnispsychologin davon überzeugt hat, der Mithäftling würde seine psychische Stabilität gefährden. Und Jimmys Vertrauensperson im Knast ist gerade im Urlaub und bekommt nichts davon mit...
Über sechs Folgen lang wechselt die Perspektive zwischen innen (wo die beiden Männer sich lauernd umkreisen) und außen (wo zwei Polizisten die alten Ermittlungen gegen Hall noch einmal aufrollen), von der Gegenwart in die Vergangenheit der beiden Protagonisten – als Jimmy von seinem Vater ( morgens geweckt wurde, um Football zu trainieren, während Larry von seinem gezwungen wurde, mit ihm nachts auf dem Friedhof Gräber aufzubrechen um den Torten ihre Wertsachen abzunehmen.
Während Taron Egerton, bekannt geworden durch die »Kingsman«-Filme, seine Rolle als Jimmy Keene souverän verkörpert, von der anfänglichen Überheblichkeit bis zur Angst um sein Leben, ist die eigentliche Überraschung sein Gegenspieler: Paul Walter Hauser, der in Clint Eastwoods »Richard Jewell« die Titelrolle des Wachmanns verkörperte, der verdächtigt wurde, bei einem Attentat während einer Sportgroßveranstaltung selber der Täter zu sein, spielt diesen Larry Hall als eine höchst undurchsichtige Figur, seine Fistelstimme macht ihn manchmal bemitleidenswert, schlägt aber auch immer wieder ins Bedrohliche um. Ein weitere zentrale Rolle verkörpert der kürzlich verstorbene Ray Liotta: in einer seiner letzten Rollen ist er der alte Vater von Jimmy, der trotz aller Enttäuschung über seinen Sohn diesem zu helfen versucht – was aber auch ins Gegenteil umschlägt, als ein Wärter dadurch Wind von Jimmys Mission bekommt und anfängt, ihn zu erpressen.
»Black Bird« basiert auf einem wahren Fall, als Drehbuchautor und Showrunner fungiert der angesehene Krimiautor Dennis Lehane, dessen Name Nichtkrimilesern vielleicht durch die Verfilmungen seiner Romane bekannt sein dürfte: Clint Eastwoods »Mystic River«, Martin Scorseses »Shutter Island« und »Gone Baby Gone« sowie »Live by Night«, beide von Ben Affleck inszeniert.
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