Kritik zu Morbius
Das Drama mit den Bildern: Das jüngste Spin-off aus dem Marvel-Universum leidet einmal mehr an seiner Ausrichtung auf bestimmte Erwartungen
Seit seiner Kindheit leidet Dr. Michael Morbius (Jared Leto) an einer seltenen Blutkrankheit. Seinem ebenfalls kranken besten Freund Milo (Matt Smith) hat er bereits in Kindertagen ein Heilmittel versprochen. Während dieser nun im Erwachsenenalter die finanziellen Mittel bereitstellt, wird der geniale Mediziner auf der Suche nach Erlösung jede ethische Grenze überschreiten. Schließlich kreuzt er seine DNA mit der von Vampirfledermäusen und bezahlt dieses Experiment mit einem hohen Preis: Morbius verwandelt sich in eine Art Vampir.
Solange er Menschenblut trinkt, hat er übermenschliche Kräfte. Ohne die blutige Nahrungsaufnahme kommt die Krankheit jedoch mit aller Wucht zurück. Nach ersten Todesfällen gelingt es dem Mediziner, seinen Jagdtrieb mit Hilfe von künstlichem Blut zu kontrollieren. Milo aber legt nach der Einnahme des »Heilmittels« jegliche Zurückhaltung ab: Er will sich nun all das nehmen, was ihm vorher versagt war. Morbius muss ein Massaker verhindern.
Davon abgesehen, dass »Morbius« vor allem ein weiteres Spin-off aus dem Spiderman-Universum ist, bietet die Ausgangslage des Films alle Voraussetzungen für eine Tragödie griechischen Ausmaßes, in der die Medizin Gift und Heilmittel zugleich ist. Hier sind es nun zwei Freunde, die auf ihrer Suche nach Heilung entzweit werden und fortan auf dem schmalen Grat zwischen Gut und Böse ringen müssen.
Doch statt diesem Kampf gegen die Versuchungen der Macht in die dunkelsten Tiefen zu folgen, entscheiden sich die Drehbuchautoren Matt Sazama und Burk Sharpless für eine vollkommen generische Actionstory, die möglichst schnell auf die für heutige Blockbuster nötige Schlagzahl an Schauwerten gebracht werden soll. Die Wandlung des besten Freundes Milo zur egozentrischen Nemesis erhält dabei an keiner Stelle ein tragfähiges Fundament. Da reicht das bisschen Mobbing am Anfang des Films nicht aus, um derartige Abgründe erwachsen zu lassen. Die Bösartigkeit kippt gar in Lächerliche.
Jede männliche Figur hat in diesem filmischen Korsett ihren Platz. Die einzige Frau ist Morbius' große Liebe Martine Bancroft (Adria Arjona). Diese aber ist lediglich ein seelenloses Zahnrädchen in der holprigen Mechanik des Drehbuchs. Sie soll gut aussehen, ihre mahnenden Sätze aufsagen und für emotionale Dramatik sorgen; natürlich gerät sie ins Visier des einstigen Freundes.
Insgesamt verweist dieser blutleere Film auf ein viel größeres Problem: Dieser Art von Comicverfilmung scheinen die Bilder auszugehen. Man spürt, wie sehr Regisseur Daniél Espinosa sich um Überraschendes bemüht. Nur werden alle Actionszenen in hektischen Bilderkaskaden auf FSK-12-Niveau erstickt. Die Horroratmosphäre bleibt ein Hauch, dem selbst Jump-Scares keinen kurzweiligen Schauer entlocken können. Dieses Drängen nach Bewegung und Wucht, ohne jeden körperlichen Rhythmus, der Actionchoreographien sonst so mitreißend macht, wird nicht mehr lange gutgehen. »Morbius« ist ein deutlicher Aufruf zur Umkehr.
Kommentare
Nöschts
Guck ihn mir judt in diesem Moment an.
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