Kritik zu Spider-Man: No Way Home
Der vorläufige Abschluss einer weiteren Trilogie: Tom Holland ist nun auch schon ein versierter Spinnenmann und wer den Besetzungszettel lesen kann, weiß immerhin ungefähr, wer hier mit wem sonst noch so zusammentrifft
Nun weiß es also alle Welt. Bevor Mysterio das Bösewicht-typische Schicksal ereilt, verpetzt er rasch noch den Klarnamen unseres freundlichen Superhelden aus der Nachbarschaft: Spider-Man ist Peter Parker. Inmitten des resultierenden Chaos beginnt »Spider-Man: No Way Home«, mit dem Jon Watts – verantwortlich auch für die beiden vorangegangen Filme mit Tom Holland in der Titelrolle – eine weitere Trilogie rund um den Spinnenmann vorläufig endgültig abschließt. Auf flehentliches Bitten von Produktionsfirma, Verleih, Pressestelle und Fans hin sollen die Überraschungen und Enthüllungen, mit deren Hilfe dies vonstattengeht, nicht verraten werden. Wer allerdings eine Besetzungsliste lesen kann oder sich einen der offiziellen Trailer anschaut, dem muss klar sein, dass mit Auftritten einer Reihe prominenter Figuren der Spider-Man-Welt zu rechnen ist; genauer: Welten, denn Holland ist schließlich nicht der Erste, der das Franchise geschultert hat.
Sie kommen also aus dem Multiversum auch der vorangegangenen Adaptionen des Superhelden-Stoffes und sorgen für ordentlich Rabatz. Und warum? Weil Doctor Strange sich beim Verfertigen eines Zaubers vom naseweisen Spidey-Peter aus dem Konzept hat bringen lassen; die solcherart entstandenen Risse im kosmischen Gefüge, quasi narrative Freiräume, wussten sodann die andernorts unverdrossen grollenden Superschurken zu nutzen. Auftritt: Nein, das wird natürlich nicht verraten! Auch nicht, aus welchem Grund Doctor Strange diesen Zauber überhaupt durchführte. Und erst recht nicht, um welchen Zauber es sich dabei handelt.
Verraten werden aber darf immerhin, dass »Spider-Man: No Way Home« mit seiner Laufzeit von knapp zweieinhalb Stunden nicht nur seine beiden Vorgänger übertrifft – mit ihren je rund 130 Minuten auch nicht eben kurz –, sondern streckenweise auch ziemlich langatmig daherkommt. Nämlich immer dann, wenn Krach und Krawall verstummen, die Action zum Erliegen kommt, die flotten Dialoge eine Auszeit nehmen und alle Witze in ihren Löchern verschwinden. Immer dann also, wenn den Verantwortlichen einfällt, dass die Spider-Man-Legende nicht ohne Schicksalsschläge zu erzählen ist; man weiß das aus den Comics und auch Hollands Vorgänger im Job mussten dies bereits schmerzvoll erfahren.
Nur geht einem eine tragische Szene nicht deswegen zu Herzen, weil die daran beteiligten Schauspieler besonders lange auf ihre Tränendrüsen drücken und dazu besonders viele Geigen besonders laut fiedeln. Einmal mag man das ja noch als einen dramaturgischen Ausrutscher hinnehmen, im letzten Drittel des Films allerdings häufen sich die sentimental-pathetischen Versöhnungs- und Erlösungsszenen, als befände man sich im abschließenden Teil von »Lord of the Rings«. Erinnern Sie sich noch an die schier endlose Abschiedsorgie aller von allen? Es gab aber natürlich auch Leute, denen erschien sie genau richtig dimensioniert. Immerhin sind Sie nun gewarnt und dabei doch, wie gewünscht, noch reichlich ahnungslos.
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