Buch-Tipp: Das Star Wars Archiv. 1999–2005.
Schon 2018 war das »Star Wars Archiv. 1977–1983« das Buch über die erste Trilogie, das alle anderen überflüssig machte. Inzwischen hat der Taschen-Verlag nachgelegt, mit einem fast sieben Kilo schweren Prachtband über die zweite Trilogie mit der Vorgeschichte der »Star Wars«-Saga, der nicht nur eingefleischte Fans begeistert, sondern eigentlich jedem filminteressierten Menschen auf den Gabentisch gelegt werden könnte. Wieder gelingt Paul Duncan ein detaillierter und ausgesprochen sinnlicher Blick auf die Entstehungsgeschichte der Filme und in die Werkstätten, in denen die Visionen von George Lucas umgesetzt werden.
Als Brücke zwischen den beiden Trilogien fungiert eine Betrachtung der Special Edition der Ur-Trilogie, die George Lucas Ende der Neunziger auf den aktuellen Stand der Technik brachte, inspiriert von Science-Fiction- und Fantasy-Filmen wie »Terminator« oder »Indiana Jones«, mit denen zuvor bei Industrial Light and Magic experimentiert worden war. Das wiederum führte zum Entschluss, die Geschichte, die er schon in den Siebzigerjahren konzipiert hatte, jetzt mit den neuen technischen Möglichkeiten weiterzuspinnen: »Beim Schreiben von ›Krieg der Sterne‹ musste ich meine Vorstellungskraft im Zaum halten, weil ich nur das zu Papier bringen wollte, was ich auch wirklich filmisch umsetzen konnte«, schreibt Lucas im Vorwort. In den Neunzigern dagegen lautete die Parole: »Macht euch keine Gedanken um die Umsetzung, liefert einfach nur die besten und interessantesten Entwürfe!« Statt auf die Technik zu warten, drängte er, dass sie seinen Wünschen gemäß entwickelt wurde. Die dunkle Bedrohung wurde von vornherein komplett digital gedreht, und zum ersten Mal interagierten Schauspieler direkt mit digitalen Figuren wie Jar Jar Binks. Eine digitale Kulisse unterscheide sich nicht wirklich von einer echten, man benutze eben nur Zahlen statt Bohlen und Brettern, sagt Lucas. So wurde die »Star Wars«-Saga auch eine Geschichte des technischen Fortschritts, der Science-Fiction-Fantasien Flügel verleiht. Gleichzeitig zeugt die Fülle der ausgebreiteten Materialien, mit Fotos aus den Werkstätten und von gebauten Kulissen, auch davon, dass hier trotzdem noch in starkem Maße handwerklich gearbeitet wurde.
Nach der Einführung und dem kleinen Kapitel zur Special Edition werden auf jeweils rund 180 Seiten die drei Filme entwickelt, wobei sich Duncan bei jedem Film von den Vorbereitungen über den Dreh zur Postproduktion auf eine andere Arbeitsphase konzentriert. Roter Faden ist wieder ein ausführliches Gespräch, das Paul Duncan mit George Lucas geführt hat, das dialogisch mit Aussagen von Konzeptkünstlern, Modellbauern, Effektspezialisten und Schauspielern, dem Komponisten John Williams und dem Produzenten Rick McCallum durchsetzt ist. Während sich die Texte zu einem sehr informativen gedruckten Audiokommentar verbinden, liegt das Schwergewicht des Bandes auf der visuellen Pracht von Entwurfsskizzen, Storyboard-Zeichnungen, Fotos aus den Werkstätten und von den Dreharbeiten, in denen die aberwitzigsten Kreaturen und die magischsten Schauplätze sukzessive Gestalt annehmen. Während man immer wieder aufs Neue ins Staunen und Träumen versetzt wird, hofft man bereits auf weitere »Archiv«-Bände, zur dritten Trilogie und zur Fernsehserie »The Mandalorian«.
Das Star Wars Archiv. Episoden I–III. 1999–2005. Taschen-Verlag. Köln 2021. 600 S., 150 €.
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