Interview mit Don McKellar
Komödie funktioniert immer besser im Kontrast
Mr. McKellar, wir kennen Sie als Drehbuchautor, Schauspieler und Regisseur, teilweise in Personalunion. Bei „Die große Versuchung“ haben Sie Sich auf die Inszenierung beschränkt…
Der Produzent des Originals sprach mich an, das Drehbuch existierte bereits, ich habe nur einige Änderungen vorgenommen, um die Geschichte ein wenig mehr in der Realität zu verankern. Das war in der Tat das erste Mal für mich, dass ich einen Film inszeniert habe, den ich nicht selber entwickelt habe. Aber das war Teil der Herausforderung - sich nicht zu fragen, „warum?“ sondern „wie mache ich das?“
Ich habe es genossen, mich ganz auf die Inszenierung konzentrieren zu können, die lokalen Schauspieler haben viele von ihren Dialogen geändert, um sie ihrer Sprechweise anpassen zu können.
War das Drehbuch auch schon für diese, sehr eindrucksvolle location geschrieben?
Nein, es war geschrieben für Neufundland, aber den Ort habe ich selber ausgesucht. Wir haben auch alle Innenaufnahmen dort gedreht, der Produzent hätte es zwar gerne gehabt, wenn ich mehr im Studio gedreht hätte, aber für mich waren die Landschaft und der Ort integrale Charaktere des Films. Nur die Bar haben wir gebaut, fast alle der Darsteller kamen aus der Gegend.
Hat der Produzent Ihnen vorgeschlagen, die beiden Hauptrollen mit bekannten Darstellern zu besetzen? Im ursprünglichen Film waren das ja alles Darsteller, die außerhalb Kanadas nicht bekannt waren.
Das stimmt, der Produzent wollte sogar noch bekanntere Darsteller. Aber sobald ich einmal Brendan Gleeson im Kopf hatte, konnte ich mir niemand anderen mehr vorstellen. Der ist zwar kein Amerikaner, aber dank der Harry Potter-Filme auch in den USA ziemlich bekannt. Mir war es wichtig, einen authentischen Film zu machen, dabei kam mir entgegen, dass viele Menschen in dieser Gegend irische Vorfahren haben, insofern passte Brendan gut ins Bild.
War es eine besondere Herausforderung, ihn zusammen mit den Leuten aus der Gegend vor der Kamera zu haben?
Nein, er kam gut mit ihnen klar – nicht nur sieht er aus wie jemand aus der Gegend, er hat auch hart daran gearbeitet, den Akzent hinzubekommen - und Geige konnte er schon vorher spielen. Schiffsmeldungen wurde in derselben Gegend gedreht, da haben sie den Akzent nicht wirklich hinbekommen.
Woher wussten Sie, dass Taylor Kitsch der Richtige für die Rolle war?
Er begann mit der Fernsehserie Saturday Night Lights und drehte auch den Indie-Film The Bang Bang Club, aus dem man ersehen konnte, dass er ein ernsthafter Schauspieler war. In seinen Hollywood-Filmen fand ich ihn eher fehlbesetzt, er hat zwar einen muskulösen Körper, aber das kann auch von seinem schauspielerischen Talent ablenken. Denn er hat einen großen Charme - wie ein klassischer Hollywoodstar. Die Rolle in Die große Versuchung war durchaus eine Herausforderung: legt man die Figur als zu unbedarft an, dann mag das Publikum ihn nicht. Am Ende ist er es, der den Ort verführt.
Wie schwer war es, die Balance hinzubekommen zwischen einem ‚Feelgood Movie’ und der dunkleren Seite mit ihren satirischen Aspekten?
Was mich an dem Stoff auch interessierte, war die Tatsache, dass sich seit dem originalen Film die ökonomische Situation sehr viel mehr verschlechtert hat. Der Fischfang ist ihnen verboten, weil Kabeljau laut einem internationalen Moratorium überfischt ist, damit ist ihr traditioneller Lebenserwerb zunichte gemacht. Für die Menschen dort war die Rückblende am Anfang sehr bewegend, viele fingen an zu weinen, weil sie sich an ihre Väter erinnerten. Ich finde, Komödie funktioniert immer besser im Kontrast, deshalb beschloss ich, die Gegensätze im Drehbuch nicht zu ignorieren, sie vielmehr zuzuspitzen.
Konnten Sie diese Balance schon beim Dreh finden oder war das vor allem Arbeit im Schneideraum?
Sowohl als auch. Was mir an diesem Drehbuch gefiel, war, dass es die Qualität klassischer Studiokomödien hatte, die Komik ist nicht forciert, sondern naturalistisch, sie geht nicht auf Kosten der Menschen, die man zeigt, deshalb muss sie ernsthaft sein - diese Art von Komik bevorzuge ich.
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