Kritik zu Beach Bum
Nach den »Spring Breakers« widmet Harmony Korine sich einer weiteren, typisch amerikanischen Spezies. In der Titelrolle: Matthew McConaughey
Der Titel von Harmony Korines neuem Film ist Programm: Der Beach Bum ist in ausnahmslos jeder Szene zu sehen, ein dauerbekiffter Lebenskünstler und einst gefeierter Poet, mit sonnengegerbter Haut und sonnengebleichter Zottelmähne. Er lebt am Strand von Miami Beach, wo er gewissermaßen zum Inventar gehört – jeder kennt und liebt ihn. Das ist die Story des Films, viel mehr passiert nicht. Das ist auch kein Missgeschick, sondern Konzept. In dieser Hinsicht bleibt Harmony Korine konsequent wie gewohnt.
Zuletzt hat Korine mit »Spring Breakers« für Furore gesorgt, einem anarchischen, präzisen Pop-Poem. Auch dieser Film spielte in Miami, auf der finsteren Seite der Stadt, und nicht zuletzt James Franco als exzentrischer Drogendealer namens Alien sorgte dafür, dass »Spring Breakers« zum Kultfilm avancierte. Der Beach Bum namens Moondog wirkt nun wie eine Variation dieses Charakters, nur eben als Sunnyboy auf der Sonnenseite der Stadt. Man mag sich sogar vorstellen, dass die Geschichten beider Filme zur gleichen Zeit spielen, und dass Moondog und Alien sich jeden Moment über den Weg laufen könnten. Aber wo sich die Welt von »Spring Breakers« wie ein organisch sich entwickelnder Kosmos anfühlte, wirkt »Beach Bum« in seinem kunterbunten Miami-Glamour kalkuliert. Matthew McConaughey legt sich zwar mit voller Verve ins Zeug, und es macht eine Weile durchaus Vergnügen, ihm bei seiner Performance zuzusehen. Doch anders als Franco bleibt er immer als Schauspieler in einer Rolle erkennbar.
In einem Interview mit der amerikanischen Zeitschrift »Film Comment« erzählte Korine, dass »Beach Bum« seine Version einer Stoner-Komödie in der Tradition von »Cheech und Chong« sei. Dafür aber fehlt es dem Film schlichtweg am Mut zur echten Albernheit. Am Ende hat Korine doch zu sehr die »Kunst« im Sinn. Die Bedröhntheit von Moondog wirkt, nun ja, gespielt, und die Szenen, in denen sich jene bekiffte Verdrehtheit einstellt, die eine gute Stoner-Komödien ausmacht, lassen sich an einer Hand abzählen – kein Vergleich mit der Stimmung von David Gordon Greens Kifferkomödie »Ananas Express«, ebenfalls mit James Franco in der Hauptrolle. Die Skurrilitäten in »Beach Bum« wirken schnell eintönig, man merkt ihnen das Inszenierte an, aber nicht im Sinne einer gekonnten Stilisierung, sondern als etwas einfallsloses Bemühen um Provokation.
Wenn der Film trotzdem Freude bereitet, ist das den vielen guten Nebendarstellern zu verdanken, allen voran Jonah Hill als Moondogs schnodderiger Literaturagent und Snoop Dogg als tiefentspannter Drogenbaron. Amüsante Figuren, die einen originelleren Film verdient hätten. Der Beach Bum selbst funktioniert am schönsten, wenn man ihn als gealterte Variation von McConaugheys RomCom-Rollen betrachtet: Ein strandverliebter Hallodri, der sich jedoch nicht von einer smarten Frau bekehren ließ und Ruhm und Reichtum eher als Last empfindet. Dieser Philosophie bleibt Moondog bis zur letzten Szene treu. Fast wächst er einem damit doch ans Herz.
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