Kritik zu No Way Out – Gegen die Flammen
Teufelskerle: Joseph Kosinski verfilmt die Geschichte einer Feuerwehrcrew, die 2013 bei einem Waldbrand ums Leben kam. In den Hauptrollen: Josh Brolin und Miles Teller
Hollywoodfilme über Feuerwehrmänner sind vergleichsweise selten – was insofern erstaunt, als lodernde Brände und rußgeschwärzte Kerle eigentlich eine Menge Dramapotenzial besitzen. Zudem ist die Vorsicht vor Feuer in Amerika besonders ausgeprägt (geschuldet auch dem häufigen Baumaterial Holz) und die Wertschätzung für dessen Bekämpfer besonders hoch: »Our Bravest« nennt man sie, mit einer Mischung aus Stolz und Ehrerbietung.
Um die Gefallenen unter den »Mutigsten« geht es in Joseph Kosinskis »No Way Out – Gegen die Flammen«, im Original »Only the Brave«. Der Film ist eine Hommage an jene 19 Mitglieder der »Granite Mountain Hotshots« aus Arizona, die im Juni 2013 bei einem Waldbrand ums Leben kamen. Nach den virtuellen Sci-Fi-Welten von »Tron« und »Oblivion« begibt Kosinski sich in die sehr bodenständige Welt der ländlichen Feuerbekämpfer.
Dankenswerterweise bewahrt er dabei einen nüchternen Blick, verzichtet auf Heldenpathos und zeigt die »Hotshots« als geradlinige, unprätentiöse Professionals. Er inszeniert die Crew als eine Mischung aus lakonischen John-Ford-Cowboys und den markigen Piloten in Philip Kaufmanns »The Right Stuff« – was auch ein passender Titel für seinen Film gewesen wäre. Aber so faszinierend die Schilderung der souverän abgewickelten Brandbekämpfungen momentweise auch ist, stellt sich bei den Einsätzen der »Hotshots« keine rechte Dramatik ein. Die Gefahren für umliegende Städte und Menschen werden ausschließlich in den Dialogen vermittelt. Danach sehen wir Männer durch Buschwerk stapfen und Brandherde ausmerzen. Dieser Mangel an filmischer Dramatik mag Konzept sein, um die Geschichte der Crew nicht reißerisch auszuschlachten. Besonders spannend ist es nicht. Erst am Ende, beim tödlichen Einsatz, bekommt die Mischung aus pietätvoller Zurückhaltung und dem Wissen um das Schicksal der Männer eine unerwartete emotionale Wucht.
Tatsächlich konzentriert das Drehbuch sich aber viel stärker auf die Beziehungen innerhalb des Teams und auf die privaten Konflikte der Männer. Auch das ein ehrenhafter Ansatz, insbesondere da der Film sich als eine explizite Hommage an die realen Vorbilder versteht. Es macht auch Freude, der prachtvollen Besetzung zuzuschauen, allen voran Miles Teller, Josh Brolin, Jennifer Connelly als seine Ehefrau und Jeff Bridges als väterlicher Feuerwehrchef. Allerdings ist auch hier das dramatische Potenzial begrenzt, denn die Feuerwehrleute führen kein sehr aufregendes Privatleben. Es gibt ein paar Ehekonflikte und eine filmreife (den Fakten entsprechende) Bewährungsgeschichte über einen Ex-Junkie (Miles Teller), der als Feuerwehrmann sein Leben in den Griff bekommt. Ansonsten beschränkt sich der Alltag auf pubertäre Streiche, Saloon-Besäufnisse und andere männerbündlerische Rituale. Ein echtes Gespür für diese ganz spezielle, von traditionellen Wertvorstellungen und Rollenbildern geprägte Männerwelt entwickelt Kosinski nicht. Nicht auszudenken, was Peter Berg aus dem Stoff gemacht hätte.
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