Kritik zu Oblivion
Die Erde verwüstet, die Menschen geflohen, nur Tom Cruise kämpft noch auf verlorenem Posten: Nach Tron: Legacy legt Regisseur Joseph Kosinski einen
Eigentlich wollte Joseph Kosinski seine eigene Graphic Novel »Oblivion« bereits im vergangenen Jahrzehnt verfilmen, doch der Streik der Hollywood-Drehbuchautoren und dann das Angebot, die Regie von Tron zu übernehmen, durchkreuzten damals diesen Plan. Jetzt konnte er also doch noch dieses Wunschprojekt realisieren – mit Tom Cruise in der Hauptrolle und einem Budget von 120 Millionen Dollar. Üppig ist der Film geworden, und technisch ist er in jeder Hinsicht ganz auf der Höhe der Zeit: Mit der neuen digitalen Kamera Sony CineAlta F65 in 4K-Auflösung gedreht und als erster Film von Grund auf im Surround-Sound-Verfahren DolbyAtmos abgemischt, bietet er Augen und Ohren großen Genuss. Auch die kluge Mischung aus »analogen« Bauten und eher zurückhaltendem Einsatz digitaler Effekte trägt dazu bei, dass Oblivion ähnlich wie schon Tron vor allem auf der visuellen Ebene funktioniert. Eindrucksvoll sind neben den Actionsequenzen die gigantischen Einöden mit halb verschütteten Relikten unserer Zivilisation.
Doch wie so oft im aktuellen Blockbuster-Business kann die Originalität der Handlung nicht recht mit der avancierten Gestaltung mithalten, und irgendwann wähnt man sich in einem Secondhandladen der Science-Fiction-Motive. Versatzstück steht hier hinter Versatzstück, von Wall-E über »2001« und Mad Max bis hin zu Solaris und Matrix – etwa mit einem sonnenbebrillten Morgan Freeman als Wiedergänger von Laurence Fishburnes Morpheus.
Jack Harper soll im Jahr 2077 die Ausbeutung der letzten Ressourcen des Heimatplaneten überwachen, während der Rest der Menschheit längst im orbitalen Exil lebt. Er repariert defekte Drohnen und bekämpft Jack Harper soll im Jahr 2077 die Ausbeutung der letzten Ressourcen des Heimatplaneten überwachen, während der Rest der Menschheit längst im orbitalen Exil lebt. Er repariert defekte Drohnen und bekämpft.
Aliens, die für die Zerstörung der Erde verantwortlich sind und den Planeten immer noch unsicher machen. Unterstützt wird er dabei von Vika (Andrea Riseborough), mit der er – wiederum très chic – in einem Haus über den höchsten Berggipfeln zusammenlebt. Dieses kühle, halsbrecherisch auf einen Metallarm gesetzte Wolkenkuckucksheim ist der Gegenpol zu Jacks bodenständigem Fluchtort für kurze Auszeiten: einer Holzhütte in einem versteckten Tal, letztes Überbleibsel heiler Natur, wo Jack Fundstücke aus der guten alten Zeit sammelt. Ein Sehnsuchtsort, der im Verlauf der Handlung noch größere Bedeutung erlangt.
In seinen nächtlichen Träumen erscheint Jack immer wieder eine schöne Frau (Olga Kurylenko), die aus Erinnerungen an die Zeit vor der Zerstörung zu stammen scheint. Eines Tages aber fällt sie ihm ganz real vor die Füße, als Passagierin eines abgestürzten Raumschiffs. Ihre Ankunft stellt nun nicht nur seine Verbindung zu Vika infrage, sondern alles, was er bisher zu wissen glaubte.
Das Bemühen, der Geschichte Tiefe zu verleihen, ist durchaus spürbar, und einige Szenen lassen zumindest erzählerisches Potenzial erahnen, doch interessante Aspekte wie die Dreieckskonstellation werden ebenso schnell einer weiteren Actionszene geopfert wie Jacks existenzielle Zweifel. Gegen Ende erschlagen dann allzu hanebüchene – und doch längst vorhersehbare Twists und plattes Pathos leidenoch die letzten Nuancen.
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns