Kritik zu Euphoria
Im Mysterydrama der schwedischen Regisseurin Lisa Langseth reisen zwei Schwestern, gespielt von Alicia Vikander und Eva Green, einer mysteriösen Destination entgegen durch Europa
Sie wohnen in wunderschönen Hotels, essen in den besten Restaurants, ziehen die Aufmerksamkeit vieler Männer auf sich: zwei Schwestern auf Europareise. Aber es steht ein Geheimnis zwischen ihnen: Ines (Alicia Vikander), die jüngere der beiden, hat keine Ahnung, wohin die Reise gehen soll, die Emilie (Eva Green), die ältere, geplant hat. Fragen nach der Destination des Roadtrips weicht Emilie mit einem verkniffenen Lächeln aus. Der Ort, den die beiden schließlich erreichen, könnte nicht idyllischer sein – aber natürlich erweist sich diese Idylle als trügerisch . . .
Wer sich von »Euphoria«, dem dritten Spielfilm der schwedischen Regisseurin Lisa Langseth überraschen lassen will, sollte hier aufhören zu lesen. Der beste Moment des Films kommt nämlich nach etwa zwanzig Minuten, als die Schwestern zu Ines' großer Verwirrung mitten im Wald aus ihrem Auto steigen und von drei in weiße Roben gekleideten Gestalten begrüßt werden. Unweigerlich beginnt man sich zu fragen, wo die beiden hier gelandet sind: bei einer Sekte? Bei Außerirdischen? Die Auflösung ist glücklicherweise nicht so weit hergeholt: Das malerische Anwesen, das wie eine Mischung aus Tolkiens Auenland und den Bildern eines besonders hochpreisigen Lifestyle-Magazins wirkt, ist ein Ort, an den reiche Menschen mit unheilbaren Krankheiten kommen, um in Frieden zu sterben. Emilie, das wird den Zuschauern gemeinsam mit der entsetzten Ines deutlich, hat Krebs im Endstadium und will hier die letzte Woche ihres Lebens verbringen – gemeinsam mit ihrer Schwester.
Es ist eine überzeugende Erzählidee, die vor allem deswegen so gut funktioniert, weil das brillante Produktionsdesign von Christian Goldbeck ihr einen optimalen Rahmen bietet: Die geschmackvollen Räume und Gärten sind so perfekt und gefällig ausgestattet, dass sie unterschwellig schon wieder eine gewisse Unheimlichkeit ausstrahlen. Vor dieser Kulisse spielen sich nun die erbarmungslosen Konfrontationen der Schwestern über ihre ungelösten Familienkonflikte ab. Ines ist zunächst empört über Emilies Entscheidung und will das Grundstück sofort verlassen; die Einflussnahme von Emilies persönlicher »Begleiterin« Marina – mit angemessen enervierender Mildtätigkeit verkörpert von Charlotte Rampling – überzeugt sie aber vorerst, zu bleiben und der Schwester den letzten Wunsch zu erfüllen.
Leider weiß Langseth, die auch das Drehbuch geschrieben hat, nach diesem gelungenen Exposé nicht so recht, wie sie die nächste Stunde des Films füllen soll. Neben den immer wieder aufbrandenden Auseinandersetzungen der Schwestern führt »Euphoria« einige weitere exzentrische »Gäste« und deren jeweilige Perspektive auf den Freitod ein; sie bleiben allerdings eher oberflächliche Figuren und wirken übermäßig konstruiert. Man wartet also hauptsächlich darauf, wie die Regisseurin das moralische Dilemma ihrer Hauptfiguren am Ende auflösen wird. In kürzerer Form hätte diese narrative Struktur besser funktioniert; allein seine entrückte, sanft morbide Stimmung aber macht diesen stillen Film sehenswert.
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