Kritik zu Genauso anders wie ich

© Paramount Pictures

2017
Original-Titel: 
Same Kind of Different as Me
Filmstart in Deutschland: 
30.11.2017
L: 
119 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Nach einer wahren Geschichte: Ein reumütiger Ehebrecher freundet sich auf Geheiß seiner gläubigen Frau mit einem Obdachlosen an und entdeckt einen ­Seelenverwandten

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Der texanische Kunsthändler Ron hat es weit gebracht und bewohnt mit seiner Frau Debbie und den beiden Kindern ein wunderschönes Anwesen. Doch nach 19-jähriger Ehe hat er sich Debbie entfremdet und gesteht ihr schließlich eine Affäre. In der Nacht träumt Debbie davon, wie Ron ein Grab aushebt, und sie träumt von einem bärtigen schwarzen Mann am Wegesrand. Sie beschließt, ihrer Ehe noch eine Chance zu geben. In diesem Prozess der Wiederannäherung bringt sie Ron dazu, mit ihr gemeinsam in einer Suppenküche auszuhelfen. Eines Tages stürmt ein aggressiver Mann den Raum der Essensausgabe. Debbie erkennt in dem Tobenden den Mann aus ihrem Traum. In ihrem Auftrag spricht Ron den Obdachlosen namens Denver, zunächst vor Angst bibbernd, an. Es ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die sich durch Debbies bald diagnostizierte unheilbare Erkrankung noch vertieft.

Diese Verfilmung einer wahren Geschichte, die 2006 in Ron Halls autobiografischem Besteller veröffentlicht und dank der mehrere Millionen Dollar für eine Obdachlosenstiftung aufgebracht wurden, will ein Plädoyer für Barmherzigkeit und Offenheit sein. Produziert wurde das Drama vom christlichen Fernsehstudio Pure Flix, und das erweist sich bald als Problem. Denn im Film wird das Wissen um die tiefe Gläubigkeit des Ehepaars vorausgesetzt. Als Zuschauer kommt man aber in manchen Entscheidungen nicht mit, etwa bei der Selbstverständlichkeit, mit der Debbie ihren Mann zum Handeln auffordert und dieser wie ein braves Hündchen gehorcht. Denn es braucht wohl ein starkes Gottvertrauen, um einen so gemeingefährlich wirkenden Obdachlosen wie Denver, trotz seiner abweisenden Gesten, immer wieder anzusprechen. Debüt­regisseur Michael Carney scheint aber nicht recht zu wissen, was genau er zeigen will: So ist Rons mutiges Verlassen seiner Komfortzone spannend, wird aber beständig durch seichte Szenen konterkariert.

Denver, der sich als liebenswerter Mensch entpuppt, erzählt von seiner Jugend als Tagelöhner auf einer Baumwollplantage, wo er wie ein Sklave behandelt wurde, von brutalem Rassismus und zehn Jahren Gefängnis wegen eines vergleichsweise kleinen Delikts. Über diese traumatische Vergangenheit aber wird ganz schnell hinweggegangen zugunsten einer hagiographisch ausgewalzten Schilderung von Debbies letzten Tagen. Die behaupteten Gemeinsamkeiten von Ron und Denver überschreiten selten das Niveau von Kalendersprüchen. Letztlich wird Denver als spiritueller Therapeut für Rons Erleuchtung instrumentalisiert. So erstickt die wichtige Frage, was Mitmenschlichkeit bedeutet, weitgehend im Kitsch der schmalzigen Musik und symbolträchtigen Landschaftsbilder – und last not least auch im nervenden Kleinmädchengehabe von Renée Zellweger. Am Ende bleibt der Eindruck einer guten Geschichte, der in der Verfilmung zu viele Kanten abgeschliffen wurden – und über die sich Zellweger in ihrer Paraderolle als Bridget Jones erbarmungslos lustig gemacht hätte.

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