Kritik zu Beat Beat Heart
In ihrem Regiedebüt improvisiert Luise Brinkmann mit ihren Schauspielern und landet bei verschiedenen Modellen der Trennungsverarbeitung, die zwar alle nicht neu, aber glaubhaft geschildert sind
»Paul«, sagt Kerstin in der letzten Szene und spricht damit über die Handlung hinaus, »irgendwie hab ich jetzt doch mal wieder Lust auf nen Liebesfilm!« Denn obwohl es in »Beat Beat Heart« die ganze Zeit um Liebe geht, um die Schwierigkeiten, sich auf jemanden einzulassen, bei ihm zu bleiben und die Unfreiheit als Zweisamkeit zu genießen, ist es kein Liebesfilm. Kein Film der in der gewohnten Dreiaktestruktur zielgenau auf ein Happy End zusteuert, sondern eher ein irgendwie fröhlicher Film über Liebeskummer. Es ist ein Film, der selbst nicht so genau weiß, wohin der Weg führt. Denn das Drehbuch war lediglich ein vages Outline, die Dialoge sind fast ausschließlich improvisiert. »German Mumblecore« nannte man diese Bewegung einmal, die stark auf Improvisation setzt und einen dokumentarischen Stil verfolgt. Aber auch davon löst sich »Beat Beat Heart« in eigenständiger Art und Weise.
Mit einem Budget von insgesamt knapp 22 000 Euro wurde »Beat Beat Heart« an 19 Drehtagen im August 2015 in der menschenleeren Landschaft der Uckermark gedreht und erzählt die Geschichte von drei scheiternden Beziehungen in einer Landkommune. Eine weitere Figur, Maya, hat so viele Sexualpartner, dass sich bei ihr die Frage nach einer Beziehung gar nicht stellt. Die anderen drei verlassen ihre Männer oder werden von ihnen verlassen. Kerstin hofft zwar noch auf die Rückkehr ihres Freundes Thomas, doch außer ihr glaubt das niemand mehr. Immer wieder sieht man sie auf den Eisenbahnschienen liegen, auf denen nur noch sehr selten Züge verkehren. Dann steht zu allem Überfluss auch noch ihre Mutter Charlotte vor der Tür, die ihren Lebensgefährten gerade verlassen hat und nun Mayas Modell des bindungslosen Sex ausprobiert. Franzi trennt sich schließlich von Paul, weil sie so viel Glück, so viel Harmonie nicht ertragen kann. Und als sie es zu bereuen beginnt, ist es für beide zu spät. Dazwischen renovieren die Frauen eine Art Gasthof mit großer Bühne, wohnen in einer Art Freiraum, in dem Geld keine Rolle zu spielen scheint, und drehen sich mit zunehmender Geschwindigkeit immer wieder um die eigene Achse.
»Beat Beat Heart« ist einer der deutschen Filme, die zeigen, dass es auch anders geht. Jenseits der vielen Gute-Laune-Filme über Beziehungskatastrophen, jenseits von Komödie und bitterer Selbstzerfleischung, ist es ein Film, der sich dem Realismus verpflichtet hat, ohne aufdringlich zu sein. Verspielte Bilder, lockere Einstellungen, wie nebenbei gedreht. Stimmungsvolle Bilder im Gegenlicht, die nichts weiter sein sollen als das, nehmen dem Film seine Thesenhaftigkeit. »Sehnsucht mach unfrei«, sagt Maya einmal, und als Charlotte den Satz wiederholt, klingt er schon wie eine Weisheit aus zweiter Hand. Natürlich ist das Regiedebüt von Luise Brinkmann, ihr Abschlussfilm an der Kölner Filmhochschule, auch ein Frauenfilm. Er zeigt selbstbestimmte Frauen, die längt mit einer konventionellen Beziehungsstruktur gebrochen haben und dennoch nicht glücklich werden. Denn es sind nicht die Systeme, in denen Liebe zur Erfüllung gelangt, sondern die Individuen.
Kommentare
"Natürlich ist das Regiedebüt
"Natürlich ist das Regiedebüt von Luise Brinkmann ... auch ein Frauenfilm." Auch? 'Beat Beat Heart' IST ein Frauenfilm. Der Film kreist ausschließlich um die Beziehungsprobleme der vier Frauen; ohne nennenswerte Entwicklung oder Überraschungen. Also, ich habe mich nach spätestens nach der 1. Hälfte der Films gelangweilt.
Das erste Mal das ich das Kino vor Filmende verlassen habe
Ich habe nach einer Stunde aufgegeben um darauf zu warten das noch irgendetwas kommt...sorry...es war einfach nur langweilig und es sind gestern einige Menschen aus dem Saal gegangen.
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