Kritik zu Point Break

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Ericson Cores modernisierte Neuauflage von Kathryn Bigelows Kultfilm: Ein junger FBI-Rekrut und ehemaliger Extremsportler wird in eine Gang eingeschleust, die ihre sportlichen Fähigkeiten für tollkühne Raubüberfälle nutzt

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Sie steuern ihre Motorräder im 100. Stock eines Hochhauses durch die Fenster und entkommen an Paraglidern, nicht ohne dabei ihre Diamantenbeute auf die Einwohner eines Slums in Mumbai herabrieseln zu lassen, und sie lösen in einer Transportmaschine Paletten voller Geldscheinbündel aus der Verankerung, um damit in einem südamerikanischen Dorf einen Geldregen zu produzieren. Handelt es sich bei diesen Männern um eine zeitgemäße Variante von Robin Hood, oder sind es letzten Endes nur ganz gewöhnliche Kriminelle?

Eine neue Art von Verbrechern erfordert auch eine neue Art von Polizisten, eine, die sich in das Denken der Gegner hineinversetzen kann. Der junge FBI-Rekrut Johnny Utah ist derjenige, der das kann, schließlich war er einst selber Teil der Subkultur von Extremsportlern, bis vor sieben Jahren ein Wagnis seinen Freund das Leben kostete. Johnny verknüpft die beiden Aktionen mit einer dritten und erkennt das Muster: die »Ozaki Eight« – eine Abfolge von acht höchst gefährlichen Prüfungen, konzipiert von einem legendären Extremsportler und Ökoaktivisten namens Ono Ozaki, an deren Ende die Aussöhnung des Menschen mit der Natur stehen sollte, da die Beteiligten der Erde das zurückgeben, was andere Menschen ihr gestohlen haben. Johnny Utah schafft es ­tatsächlich – auf Betreiben ihres Anführers Bodhi –, in die Gang aufgenommen zu werden. Wird er der Faszination des Extremsports erneut verfallen (wie seine Vorgesetzten befürchten) oder Bodhis verbrecherische Aktivitäten stoppen?

Wenn die Gang beim Überfall auf die Diamantenmanufaktur die Gesichter hinter Masken mit den Konterfeis amerikanischer Präsidenten verbirgt, dann zollt der Film Kathryn Bigelows Original (1991), das damals Keanu Reeves gegen Patrick Swayze antreten ließ, Tribut. Ansonsten aber wird die Geschichte in diesem Remake zu einem globalen travelogue ausgebaut, gefilmt in Nord- und Südamerika, in Asien und in Europa (»in elf Ländern auf vier Kontinenten«, wie es das Presseheft stolz verkündet), mit Innenaufnahmen aus dem Studio Babelsberg. Dabei profitiert sie von der Mitwirkung zahlreicher Extremsportler (der Nachspann hat rekordverdächtige Länge), aber auch von den Weiterentwicklungen im Bereich kleinster mobiler Kameras, die an den Sportlern selber befestigt sind und dadurch den Zuschauer unmittelbar ins Geschehen ziehen, von der 3D-Technik und natürlich auch von den Möglichkeiten, die CGI heute bieten. Die Wahl des Regisseurs Ericson Core dürfte sich weniger seiner Inszenierung des Rugby-Films »Unbesiegbar – Der Traum seines Lebens« als seiner Kameraarbeit bei dem ersten Film der »The Fast & the Furious«-Reihe verdanken.

Zugegebenermaßen ist der Handlungsrahmen, den der Film für die Stunts bietet, ansprechender als etwa in Willy Bogners »Feuer, Eis und Dynamit«. Wer aber lieber mehr von der Anziehung zwischen Bodhi und Johnny Utah gesehen hätte, wird enttäuscht sein. Édgar Ramírez als Bodhi jedenfalls kann hier sein Charisma sehr viel weniger entfalten als noch in Olivier Assayas’ »Carlos«.

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