Kritik zu Whiskey Tango Foxtrot
Kriegssatire light: Tina Fey findet als Auslandskorrespondentin in Kabul auch in Glenn Ficarras gut gemeintem Film nicht aus der Stereotypenfalle heraus
Komödien zum Thema Krieg bewegen sich moralisch auf dünnem Eis: Die absurde Überhöhung des Kriegsgeschehens macht zwar Kritik möglich, läuft aber auch stets Gefahr, auf Kosten des Leidens anderer generiert zu werden. Diesem inhärenten Zynismus versuchen aktuelle Kriegskomödien zu entkommen. Nach dem gefloppten »Rock the Kasbah« läuft nun mit »Whiskey Tango Foxtrot« bereits der nächste amerikanische Film an, der die unglückseligen Feldzüge des US-Präsidenten Bush junior mit mildem Humor, liberalem Weltbild und Starbesetzung ins popkulturelle Archiv zu überführen sucht.
Ungewöhnlich an diesem Film von den Regisseuren Glenn Ficarra und John Requa (»Crazy, Stupid, Love«) ist also weniger sein Setting – das kriegsgeschundene Afghanistan in den Jahren nach 2006 – als seine dezidiert weibliche Erzählperspektive. Die Protagonistin des Films ist Kimberly Baker, eine frustrierte Texterin bei einem großen TV-Sender, die, von der Eintönigkeit ihres Jobs frustriert, eine Stelle als Auslandskorrespondentin in Kabul annimmt. Baker wird verkörpert von der wie immer großartigen Komödiantin Tina Fey, die durch »Saturday Night Live« und ihre Serie »30 Rock« bekannt wurde. Kaum in Afghanistan angekommen, wartet erst einmal eine Überraschung auf die Journalistin: Die von den internationalen Reportern bewohnte Herberge ist vor allem ein Hort wilder Partys, massiven Drogenkonsums und sexueller Ausschweifungen – ein kleines College-Paradies für Mittdreißiger ausgerechnet inmitten des islamischen Gottesstaates.
»Whiskey Tango Foxtrot« bemüht sich redlich, niemanden ungerecht zu behandeln: Das Drehbuch lässt Kritik am Sinn des militärischen Eingriffs sowie gewisser Mechanismen der Berichterstattung zu, zeigt aber auch Verständnis. Es gibt sogar einen sympathischen afghanischen Sidekick namens Fahim für Tina Fey – gespielt allerdings vom Amerikaner Christopher Abbott. Dazu gesellt sich eine Reihe von hochkarätigen Nebendarstellern, etwa Billy Bob Thornton und Martin Freeman, deren Präsenz dem Film einen gewissen Hauch von geschmackvoller Satire à la »Three Kings« verleihen soll.
Dieser versuchte Anstrich von Komplexität ist aber letztlich doch nicht mehr als das: ein Anstrich. Was hängen bleibt, sind vor allem die biederen Schlüpfrigkeiten und peinliche Gefühlsduselei. Die afghanischen Charaktere entpuppen sich entweder als bärtige Gotteskrieger, korrupte Heuchler oder als »noble Wilde« wie Abbotts Fahim – der Film tappt also doch in eben jene Stereotypenfalle, die er unbedingt vermeiden wollte. Am schwersten wiegt schließlich, wie Ficarra und Requa den Krieg als bloßen Hintergrund für die Selbstfindung der weißen Hauptfigur benutzen. Baker verlässt die von den Reportern »Kabubble« getaufte Welt der afghanischen Hauptstadt am Ende selbstbewusster und gestärkt; daheim in New York bekommt sie auch prompt den lukrativen, sicheren Job als Nachrichtensprecherin angetragen. Diese verlogene Mär vom Krieg als großem Abenteuer und mythischem Ort der Selbstverwirklichung möchte man einfach nicht mehr sehen.
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