Kritik zu Warten auf Angelina

© Farbfilm Verleih

Brad Pitt und Angelina Jolie in Berlin-Mitte, eine Vorstellung die die hiesigen Promi-Fotografen und Fancubs delirieren lässt. Hans-Christoph Blumenberg hat aus diesem aufgeladenen »Nichts« eine Mediensatire gezimmert

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»Paparazzo« darf man nicht sagen. Da ist er empfindlich. Maik Tremper (Florian Lukas), auch Zonen-Maik genannt, ist ein »Knipser « und möchte auch so genannt werden. »Bildlich gesprochen« – und so spricht Maik am liebsten – ist das einer, der keine Zweikämpfe scheut, der sich kunstvoll im Strafraum durchdribbelt und den Blick für den »perfekten Abschuss« hat. Einer wie Marco van Basten in seiner Zeit beim AC Mailand. Paparazzo, Knipser, auch wenn das Publikum bis zum Schluss den Unterschied vielleicht nicht genau verstehen kann. Es soll, es muss einen geben. Genauso wie es immer einen zwischen der eigenen, wirklich sehr hübschen Freundin und Angelina Jolie, »der schönsten Frau der Welt«, geben wird. Irgendwie. »Das lässt sich eben nicht beschreiben.«

In diesem phänomenologischen Schweif des »Irgendwie« liegt eine vierte Dimension aus Hysterie und Lust. Um diesen Unterschied geht es. Um das, was Stars bigger than life macht, und um die ganze geölte Illusionsmaschine Kino, dessen verlängerten PR-Apparat, die Presse, die Knipser so unausweichlich sind. Es ist das Bild selbst. Sogar dann, wenn es gar nicht zustande kommt. Denn Hans-Christoph Blumenbergs »Warten auf Angelina« ist ein Film, der ein großes Nichts umkreist. Und das auf eine erst listenreiche, dann zunehmend schematische Weise.

5000 Euro hat Maik an eine Kontaktperson nur für den Schlüssel des Appartements eines gewissen Zahnarztes abdrücken müssen. Jetzt federt er nervös durch die fremde Wohnung mit bestem Blick auf jene Dachterrasse in Berlin-Mitte, auf der sich demnächst »Brangelina« samt Kinderschar tummeln sollen. Der Knipser baut sein Stativ auf, schraubt seine Kamera fest, kneift die Augen zusammen, wie ein Profikiller, der sich zum Attentat auf ein Staatsoberhaupt vorbereitet. Dann steht plötzlich Momme (Kostja Ullmann) mit seinem Fotoapparat neben ihm, vom Angelina-Jolie-Fanclub von der Nordseeinsel Pellworm. Die Exklusivität eines Zwei-Millionen-Abschusses ist jedenfalls dahin.

Florian Lukas gibt mit seinem breitbeinigen Geschwätz einen wundervollen »Knipser« ab. Sein Maik kaut Kaugummi, trägt auch in Räumen Sonnenbrille und dünstet eine Geschäftigkeit aus, die schon an Verzweiflung grenzt. »Ohne mich wären die gar nichts«, hebt er seine Berufsehre einen Sockel höher. »Warten auf Angelina« ist eine Komödie über die mediale Verwertungshysterie, in der Florian Lukas und Kostja Ullmann das Odd Couple abgeben sollen. Wie Walter Matthau und Jack Lemmon, Lino Ventura und Jacques Brel. Zwei, die sich umständlich und beharrlich im Weg stehen, die in einer Zwangsgemeinschaft neue Strategien entwickeln müssen, um ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Doch für ein unterhaltsames Grantelpaar fehlen ihnen schlicht das Alter, die faltige Kauzigkeit, die Hypochondrien der Zukurzgekommenen einerseits und die stählerne Selbstbeherrschung des Profischützen andererseits. So muss mühsam herbeigespielt werden, was die Situation – zwei junge Männer auf einem Balkon hoffen auf ein Bild von Angelina Jolie und Brad Pitt – nicht hergibt.

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