Kritik zu Verliebt in die Braut
Eine romantische Komödie mit Michelle Monaghan und Patrick Dempsey, die zwischen einem eleganten Manhattan und den rustikalen Highlands von Schottland hin- und herpendelt
Paul Weilands Komödie beginnt mit einem Prolog, der vor zehn Jahren spielt: Bei einem Halloweenfest lässt College-Casanova Tom so richtig den Bill Clinton raus. Die Präsidentenmaske übers Gesicht gezogen, sucht er nach seiner »Monica«. Schließlich wirft er sich in ein Bett, in dem er die Lewinsky des Campus erwartet. Doch zu seinem Schrecken ist er bei der streberhaften Hannah gelandet, die ihn natürlich empört von der Bettkante stößt. Wir Zuschauer merken freilich, dass es zwischen Tom und Hannah, so unterschiedlich sie auch sein mögen, bereits gefunkt hat. Da sind zwei, die wohl lange brauchen werden, um endgültig zueinanderzufinden.
Eine Dekade später im heutigen Manhattan: aus dem frechen Tom ist ein schicker Playboy geworden, der im Jaguar E-Type von einer hübschen Blondine zum nächsten It-Girl surft. Der einzige feste Bestandteil im Leben des Millionärs, der sein Geld mit der Erfindung eines Kaffeebecher-Kragens gemacht hat (damit man sich nicht die Finger verbrennt!), ist jene so brav erscheinende Hannah von damals, die jetzt als Kunstrestauratorin tätig ist. Seit zehn Jahren nun sind die beiden beste Freunde und teilen Geheimnisse und Sorgen des Lebens miteinander.
Tom besucht Hannah einmal bei der Arbeit. Da restauriert sie gerade ein riesiges Gemälde, das den heiligen Sebastian von Pfeilen durchbohrt zeigt. Von weitem gesehen sieht das aus, als würde sie dem Gemalten eine Fellatio verpassen. Dass Tom selbst bald ein wenig die Leiden des Heiligen erdulden muss, weiß er da noch nicht. Denn just in dem Moment, in dem er aus der Freundschaft mit Hannah endlich mehr machen und um ihre Hand anhalten will, überrascht die ihn mit der Nachricht, einen reichen Schotten ehelichen zu wollen. Und um die Marter perfekt zu machen, soll Tom bei der Hochzeit auch noch als männliche Brautjungfer fungieren: der Super-Hetero also in der Rolle des gleichsam schwulen Freundes der Braut.
Der britische Regisseur Paul Weiland nimmt gekonnt anzüglich amerikanische Geschlechterrollen aufs Korn. Davon ist hauptsächlich die Yankee-Männlichkeit betroffen und deren verzweifelt sportlich-gesellschaftliche Sexualität, die in Wettstreit treten muss mit schottischen Highlander-Karikaturen, während die US-Weiblichkeit als unterschwellig neurotisch und puritanisch beschrieben wird. Als elegant-ironische Satire funktioniert die Komödie, doch leider bleibt die Romantik auf der Strecke. Vielleicht liegt das auch an den beiden Hauptdarstellern. Patrick Dempsey, der einen selbstironischen Sex-Appeal ausstrahlt, und die kokett-prüde Michelle Monaghan zelebrieren zu sehr das Spiel mit der Liebe, als dass eine richtige Chemie zwischen ihnen entstehen könnte. Die provokante Hochzeit, als endgültige Reifeprüfung verstanden, wird zum weiteren Coup zwischen zwei verspielten Partnern. In authentischer Liebes- und Leidensfähigkeit werden Dempsey und Monaghan von zwei älteren Akteuren übertrumpft: Sydney Pollack als Toms Vater und Kathleen Quinlan als Hannahs Mutter.
Wenn man in diesem Film übrigens einen winzigen politischen Subtext sehen will, dann vielleicht: nach Aufbruch und Enttäuschung der Clinton-Jahre und dem Abwarten der Bush-Ära scheint jetzt die Zeit für richtige Entscheidungen gekommen.
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