Kritik zu Sleeping Dogs

© Paramount Pictures

Russell Crowe spielt einen ehemaligen, inzwischen von Alzheimer gezeichneten Polizisten, der trotz oder gerade wegen seines fehlenden Gedächtnisses noch einmal einen alten Fall aufrollt

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Fast 25 Jahre ist es her, dass Russell Crowe mit »Gladiator« endgültig zum Weltstar wurde und sich als Ausnahmeschauspieler empfahl, dem bei aller wuchtigen Präsenz auch die feineren Nuancen im Spiel nicht abhandenkommen. Doch während dem Film von Ridley Scott bis heute allgemeine Hochachtung entgegengebracht wird (abzulesen nicht zuletzt an der Begeisterung für das ins Haus stehende späte Sequel), lässt sich über Crowe Ähnliches eher nicht sagen. Denn der Neuseeländer bekommt dieser Tage fast nur noch Projekte angeboten, die in der Regel auf direktem Weg auf dem Heimkinomarkt landen. Was vielleicht auch im Fall von »Sleeping Dogs – Manche Lügen sterben nie« die richtige Entscheidung gewesen wäre.

Im Regiedebüt von Drehbuchautor Adam Cooper (mitverantwortlich u. a. für »Assassin's Creed« oder Scotts »Exodus: Götter und Könige«) spielt Crowe den Ex-Cop Roy Freeman. Den Job bei der Mordkommission ist er seit einem Unfall mit Alkohol am Steuer los, doch er könnte ihn ohnehin nicht mehr ausüben. Freeman leidet an Alzheimer, kleine Zettel in seiner heruntergekommenen Wohnung erinnern ihn nicht nur daran, wo sich seine Tiefkühlmahlzeiten befinden, sondern auch daran, wie er heißt. Eine experimentelle, noch kaum erprobte Behandlung soll dabei helfen, zumindest teilweise sein Gedächtnis wiederherzustellen, was nur so mittelgut gelingt. Doch immerhin ist er plötzlich fit genug, einen alten Fall unter die Lupe zu nehmen, als ein kurz vor der Hinrichtung stehender Gefängnisinsasse behauptet, Freeman und sein damaliger Kollege hätten ihm das Geständnis einst fälschlich abgerungen.

Kaum hat Freeman seinen einstigen Partner (Tommy Flanagan) aufgesucht, geht es Schlag auf Schlag. Ein damals übersehener Verdächtiger (Harry Greenwood) wird erst ausgemacht und dann tot aufgefunden, wobei in dessen Besitz ein Manuskript auftaucht, das ein ganz neues Licht auf den Fall des ermordeten Professors (Marton Csokas) wirft und wiederum eine mysteriöse Geliebte (Karen Gillan) ins Spiel bringt, die allerdings ihrerseits längst abgetaucht ist.

Noch mehr als von Verdächtigen wimmelt es in diesem schlecht ausgeleuchteten Möchtegern-Noir-Thriller von Ungereimtheiten. Die Erkrankung des Protagonisten ist dabei eine der größten, zumal sie hier nicht nur wenig stringent, sondern an der Grenze zur Parodie erzählt wird. Dazu kommen Wendungen im Plot, die sich als alles andere als überraschend erweisen, und ein Erzähltempo, das nie in die Gänge kommt. 

Dass die Figurenzeichnung zweidimensional und die Dialoge platt ausfallen, wird für den Großteil des Ensembles zum Problem. Nur Russell Crowe gelingt es tatsächlich, sich über die mannigfaltigen Schwächen des Materials, mit dem er arbeiten muss, emporzuschwingen und einmal mehr zu beweisen, wie viel Charisma und Gespür für psychologische Abgründe er mitbringt. Zu schade, dass er das mittlerweile in derart zweitklassigen Produktionen tun muss.

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