Kritik zu Polite Society

englisch © Universal Pictures

Bollywood meets Martial Arts meets British Humour: Nida Manzoor bringt Gegensätze und Vorurteile zum Clash zusammen

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4 (Stimmen: 1)

Am Anfang ist noch alles ganz vergnüglich, eine Mischung aus Bollywood-Farbexplosion, britischer Ironie und Martial-Arts-Akrobatik, eine Coming-of-Age- und weibliche Empowerment-Geschichte. Doch dann gibt Drehbuchautorin und Regisseurin Nida Manzoor ihrem Debüt »Polite Society« eine seltsame Wendung. Mit dem RomCom-Charme der ersten 30 Minuten ist es dann erst mal vorbei. Was als erfrischend knallige Komödie begann, wird zum Sci-Fi-Horror, der weiterhin in bunte Farben, absurde Kampfszenen und allerlei Albernheiten verpackt gelegentlich mit verdrehter Ödipus-Thematik spielt.

Ria Khan (Priya Kansara) ist eine selbstbewusste Teenagerin, deren größter Wunsch es ist, eine der besten Stuntfrauen Großbritanniens zu werden. Dabei muss sie sich gegen ihre Mitschülerinnen ebenso behaupten wie gegen ihre bodenständigen pakistanisch-muslimischen Eltern. Ihre ältere Schwester Lena (Ritu Arya) ist ihre größte Unterstützerin und engste Freundin und Vertraute. Die beiden vereint eine Aura von »zwei Schwestern gegen den Rest der Welt«. 

Lena selbst hat gerade frustriert ihr Kunststudium geschmissen. Eines Tages wird die Familie zu der reichen Matriarchin Shah (Nimra Bucha) eingeladen und schnell wird klar, dass dieser pompöse Abend vor allem der Brautschau dient für den von Shah vergötterten Sohn Salim (Akshay Khanna), einem schneidigen, aufstrebenden Arzt. Zum großen Entsetzen Rias macht Lena das Rennen und geht tatsächlich in der Rolle der Verlobten und künftigen Ehefrau eines Superreichen auf. Ihre einstigen Träume sind vergessen, die Loyalität, Verbundenheit zu ihrer Schwester auch. Für Ria steht fest: Sie muss diese Hochzeit auf jeden Fall verhindern. Dafür greift sie zu absurden bis fragwürdigen Mittel, was durchaus eine gewisse Komik hat. Mit ihrer Schwester liefert sie sich handfeste Auseinandersetzungen, aus denen beide schon mal mit blutigen Nasen und mächtigen Beulen hervorgehen. Doch Lena bleibt bei ihrem Entschluss.

Der erste Teil ist nicht nur für Freunde von Bollywood-Romantik durchaus reizvoll. Manzoor beweist einen feinen Instinkt fürs Absurde und das Spiel mit gesellschaftlichen Erwartungen, indem sie ihrem Plot schließlich alles andere als die erwartete Volte verpasst. Obwohl: Schon in jenem Brautschauabend streut Manzoor Szenen, die stutzig machen. Spätestens da hätte klar sein müssen, dass die böse Stiefmutter in spe ein übles Spiel spielt. 

Nida Manzoor hat die in Großbritannien überaus erfolgreiche und preisgekrönte Comedy-Serie »We are Lady Parts« um eine muslimische Frauen-Punk-Rock-Band geschaffen. Diese versucht mit Klischees der unterdrückten Musliminnen aufzuräumen. Sie hat auch zwei Episoden von »Doctor Who« geschrieben. Als ihre großen Vorbilder gibt sie Jackie-Chan-Filme an. All diese Aspekte finden sich auch in »Polite Society« wieder: Selbstbewusste junge Frauen mit eigenem Kopf, die gegen Traditionen aufbegehren und dabei auch schon mal die Einrichtung des elterlichen Reihenhauses kurz und klein schlagen.

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