Kritik zu Onward: Keine halben Sachen

© Walt Disney

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Was wäre der Animationsfilm ohne die Familie? Immer wieder kreisen die erzählten Geschichten um die Familie selber: es geht um Kinder, die ihre Eltern (wieder-)finden und familiäre Traumata bewältigen müssen, um Kinder, die auf eine Reise geschickt werden, an deren Ende ein Erwachsenwerden steht, oder um kindgleiche Figuren, die sich im Verlauf gemeinsam bestandener Abenteuer zu einer neuen Familie zusammenfinden. 

In »Onward« ist es ein schüchterner Junge, dem von seinem vor seiner Geburt verstorbenen Vater nur eine Kassette mit einer Sprachaufzeichnung geblieben ist. Was würde er dafür geben, ihn kennen zu lernen! Keine Unmöglichkeit, denn »Onward« spielt in einer Welt der Magie, der sechzehnjährige Ian und sein drei Jahre älterer Bruder Barley sind Elfen. So geht eines Tages Ians Wunsch in Erfüllung, denn zu seinem 16. Geburtstag erhält er ein Geschenk, einen Zauberstab, einen magischen Stein und eine Schriftrolle: mit all dem soll er es bewerkstelligen, seinen Vater für einen begrenzten Zeitraum wieder zum Leben zu erwecken. Dummerweise geht dabei etwa schief. Sein Vater ist erst ab der Hüfte abwärts präsent, der Oberkörper fehlt. Um den Zauber zu vollenden, bedarf es eines anderen, mächtigeren Zauberspruches, doch der ist erst am Ende einer beschwerlichen Reise zu finden. Und dass alles innerhalb der nächsten 24 Stunden. 

Das kann nur funktionieren, wenn der schüchterne Ian sich mit Barley zusammentut. Der ältere Bruder ist das vollkommene Gegenteil von ihm, ein Draufgänger und Hardrockfan, geradezu besessen von der Welt der Fantasy, über die er alles weiß, während Ian derjenige ist, der tatsächlich zaubern kann.

Das klingt in der Figurenkonstellation und im Handlungsablauf nicht übermäßig originell. Für Kinogänger, die mit der Welt der Fantasy nichts am Hut haben, ist dies definitiv keines der Meisterwerke aus dem Hause Pixar. Dabei war der Ausgangspunkt des Films vielversprechend, ist er doch angesiedelt in einer Welt voller Elfen und Fabelwesen, der die Magie mehr und mehr abhanden gekommen ist – technische Erfindungen haben sie überflüssig gemacht, Bequemlichkeit hat überhand genommen, selbst der Polizist, ein Zentaur, der stolz durch die Straßen galoppieren könnte, benutzt lieber seinen Dienstwagen (wie beschwerlich das Ein- und Aussteigen dabei auch sein mag). 

Für alle Nicht-Fantasy-affinen Kinogänger ist der Film als Ganzes aber eher eine Enttäuschung, die zeigt, dass ein Originalstoff eben doch nicht immer besser ist als eine Fortsetzung (»Toy Story 4« war ungleich komplexer). »Onward« bietet aber doch eine Reihe von Szenen, in denen Originalität Trumpf ist, etwa die, als in Manticor, einst eine mächtige Kriegerin, jetzt jedoch eine gesetzte Kneipenwirtin, der alte Kampfgeist wieder erwacht und sie die Gäste aus ihrem Familienrestaurant hinauswirft, um die Brüder bei ihrer Mission zu unterstützen.

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