Kritik zu Maggie's Plan

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Schauspielerin und Regisseurin Rebecca Miller erzählt in ihrem neuen Film von der quirligen, spontanen Maggie (Greta Gerwig), die den Zufällen des Lebens mit genauer Planung antwortet und dabei mit den Gefühlen ihrer Mitmenschen nicht immer rücksichtsvoll umgeht

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»Warum sollte ich warten?«, fragt Maggie ihren ehemaligen und inzwischen besten Freund in munterem Tonfall. Mit gerade mal 30 hat sie sich entschieden, ein Baby zu bekommen, mangels tragfähiger Beziehung von einem Samenspender aus dem entfernteren Bekanntenkreis, der gerade versucht, mit eingelegten Gurken ein Geschäft aufzuziehen. Bald stellt sich allerdings heraus, dass Maggie generell ein bisschen zur obsessiven Vorausplanung neigt. Und dass sich das Leben freilich in den seltensten Fällen planen lässt. Wie oft, wenn solche Geschichten im Kino erzählt werden, begegnet denn auch Maggie just in dem Moment, in dem sie sich darauf eingestellt hat, ohne Vater für ihr Kind auszukommen, einem interessanten Mann, dem Literaturprofesor und Möchtegernschriftsteller John (Ethan Hawke). Zwar ist John mit der erfolgreichen Ethnologieprofessorin Georgette (Julianne Moore) verheiratet, aber Maggie hat schnell auch dafür einen Plan.

Es zeugt von einer gewissen Ironie, dass Maggie von Greta Gerwig gespielt wird, einer Schauspielerin, die das Ungeplante, das Unerwartete, die Überraschung zum Arbeitsprinzip erhoben hat. Für die Heldin von Rebecca Millers fünftem Spielfilm heißt das vor allem, dass sie aller Planerei zum Trotz keine Sekunde lang kühl oder berechnend wirkt. Statt sie zu verurteilen, erliegt man ihrem ansteckenden Charme und schmunzelt über das vertrackte Chaos, das sie anrichtet.

Wie schon in den Werken ihres Lebensgefährten, des Independent-Regisseurs Noah Baumbach, vermittelt Gerwig auch bei Rebecca Miller den Eindruck, in der fiktiven Welt des Films ganz real zu leben, als wären die Dialoge ein nur minimal geschliffenes und poliertes Destillat der Wirklichkeit. So ein gewisses Baumbach-Feeling stellt sich aber auch schon deswegen ein, weil dessen Kameramann Sam Levy nach »Gefühlt Mitte Zwanzig«, »Frances Ha« und »Mistress America« auch hier für die flirrende Alltäglichkeit der Bilder zuständig ist, für diesen leichten Schimmer von Poesie, der sich über die Szenen legt.

Im Kontrast zu Baumbachs Filmen, in denen Gerwigs Figuren auf charmant orientierungslose Weise auf den Stromschnellen des Lebens treiben, will Maggie es allerdings mit einem geradezu zwanghaften Gestaltungswillen bändigen: »Kannst du eine Beziehung nicht einfach beenden wie jeder normale Mensch?«, seufzt einmal ihr von Bill Hader gespielter bester Kumpel. Nein, kann sie nicht. Als sie von John und seinen Romanschreibversuchen genug hat, plant Maggie recht gewagt auch seine Zukunft über die Trennung hinaus. Mit besten Absichten will sie ihn wieder mit Georgette, der Frau, die er einst für sie verlassen hat, zusammenbringen.

Neben dem Baumbach-Flair spielen aber auch noch andere Komponenten aus Komödien hinein, die im New Yorker Intellektuellenmilieu spielen. So wirkt Maggie in ihrem Ringen mit den Liebeswirren wie ein Update von Woody Allens »Annie Hall«. Ethan Hawke wiederum trägt so ein gewisses Linklater-Feeling aus seinen »Before«-Filmen mit Julie Delpy ins New York von »Maggie's Plan«. Und Bill Hader und Maya Rudolph bringen als eigenwilliges Pärchen einen Hauch von Judd Apatows Los Angeles ins Spiel.

So wie »Pippa Lee«, die Heldin von Rebecca Millers letztem Film, jongliert auch Maggie mit den Teilen eines Lebens, das neu sortiert werden muss. Sie ist dabei aber um Einiges frischer, lebensfroher und humorvoller. Ganz reale Zweifel im Zusammenhang mit Mutterschaft, Beziehung und Beruf werden zur beschwingten Lebensphilosophie geformt. Dabei fügen sich die verschiedenen Komponenten zu einer frischen Brise, mit der die Konventionen der romantischen Komödie durcheinandergewirbelt werden wie Herbstlaub. Und ganz wie im echten Leben lassen sich zum Schluss eben nicht alle Fäden zum homogenen Happy End zusammenschnüren.

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