Kritik zu Haywire

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Steven Soderbergh fügt seinem vielfältigen Œuvre eine weitere Facette hinzu: Diesmal mixt er Martial Arts, Film noir und Agententhriller zu einer lässigen Einheit. Und besetzt die Hauptrolle mit einer echten Martial-Arts-Kämpferin

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Man darf an »Matrix« denken, wenn Mallory Kane von Dachgiebel zu Dachgiebel springt, um ihren Verfolgern zu entkommen. An »Leon, der Profi«, wenn sie raffiniert und effizient tötet. An »Bourne«, wenn sie allein und ahnungslos zwischen die Fronten der Geheimorganisationen gerät. An den Film noir, wenn ihre Geschichte sich in raffinierten Rückblenden entfaltet und von einer Aura der Vergeblichkeit getragen wird. Und nicht zuletzt ans Martial-Arts-Genre, wenn sie jeden ihrer Konflikte mit Fäusten und Füßen austrägt.

»It's all haywire«, alles geht drunter und drüber, so lässt sich diese weitere Extravaganz von Steven Soderbergh beschreiben, dem derzeit vielseitigsten Regisseur des US-Kinos. Permanent überwindet er die Grenzen zwischen Kunst und Kommerz, zwischen Eskapismus und Experiment. Nach dem etwas angestrengten »Contagion« ist nun wieder etwas Schwungvolleres an der Reihe: »Haywire«, ein Genre-Hybrid von jazziger Lässigkeit, der außer seiner Freude am Fabulieren eigentlich nichts zu beweisen hat.

Mallory Kane wird von Gina Carano gespielt, einer Mixed-Martial-Arts-Kämpferin ohne nennenswertes schauspielerisches Vorleben. Als freie Agentin, die für CIA & Co. die Drecksarbeit erledigt, ist sie eine tolle Besetzung: ein frisches, authentisches Gesicht, dem man die Underdog-Rolle ebenso abnimmt wie eine durchaus einschüchternde Unberechenbarkeit. Und das Amazonenhafte sowieso. Bei einem Einsatz in Barcelona befreit sie eine chinesische Geisel, kurz darauf schickt ihr Boss (Ewan McGregor), der zugleich ihr Ex ist, sie auf eine weitere Mission nach Dublin. Dort muss Mallory erkennen, dass ihr neuer Partner Partner (Michael Fassbender) auf sie angesetzt wurde, und von da an bekleidet sie die klassische Doppelrolle aus Jägerin und Gejagter.

Soderbergh und sein Autor Lem Dobbs machen daraus einen komplett analogen Actionthriller, der ohne große Schauwerte auskommt. Statt auf CGI und Hochglanz setzen sie auf eine schlichte Unmittelbarkeit. Manche Plotwendungen sind arg vorhersehbar, aber Soderbergh erzählt mit hochgezogener Augenbraue, er schwelgt gleichzeitig in den Klischees und distanziert sich von ihnen. Man sieht, dass manches eilig gedreht wurde, und irgendwie wartet man vergeblich auf den cleveren Kniff, der die Story übers Routinierte erheben könnte.

Trotzdem verfügt diese transatlantische Hetzjagd über einen schönen Drive – und über ein ansehnliches All-Star-Ensemble, das um die Novizin im Zentrum herumgruppiert ist. Neben dem überraschend fiesen McGregor und dem erstaunlich eisigen Fassbender sind Antonio Banderas, Michael Douglas und Matthieu Kassovitz als undurchsichtige Hintermänner mit von der Partie, und einen großen Auftritt hat Bill Paxton als Mallorys Vater, in dessen Haus sich die finale Konfrontation abspielt. Wunderbar zurückhaltend spielt er diesen Mann, integer und professionell wie eine Figur aus einem Hawks-Western. Zumindest darf man daran denken.

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