Kritik zu The Fountain

© Warner Bros.

Darren Aronofsky auf Fantasy-Trip

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»Nobody expects the spanish inquisition«, heißt es in einem unvergessenen Sketch der britischen Komikertruppe »Monthy Python's Flying Circus«. Am allerwenigsten hätte man nun die spanische Inquisition im neuen Film von Darren Aronofsky erwartet. Nach dem Independent-Hit »Pi« und dem schillernden Drogenabenteuer »Requiem for a Dream«, beides Filme, die durch ihren erfrischenden Bilderreichtum beeindrucken, hat der New Yorker nach sechsjähriger Arbeit nun einen barocken Fantasy-Trip zwischen Mittelalter und New Age inszeniert: Auf der Suche nach dem Baum des Lebens klirrt das Schwert eines Conquistadors – doch im Gegensatz zu Aguirre, der Zorn Gottes ist der Dschungel eine Kulisse. Und am Ende wird der im Lotossitz meditierende Mad Scientist in einer transzendentalen Fruchtblase eins mit dem Universum.

Wie schon einige hoffnungsvolle Regisseure vor ihm konnte Aronofsky sich in seinem ersten größeren Film nicht zwischen Arthouse und Mainstream entscheiden. Und so verquirlt er biblische Mythen und Genre-Versatzstücke unterschiedlichster Herkunft zu einem (pseudo-)komplizierten Plot: Die Verschachtelung in drei Erzählebenen dient nur als Ornament einer vordergründigen Liebesgeschichte. Doch Aronofsky wäre nicht Aronofsky, wenn er dieses Ornament nicht optisch reizvoll in Szene gesetzt hätte: Wenn der Biowissenschaftler Tommy Creo aus dem Labor heimkommt, wo er wie besessen nach einem lebensverlängernden Mittel für seine krebskranke Frau Izzi forscht, dann wandelt sich die Szenerie. Glas und Chrom weichen einem gemütlichen Schlafzimmer, das wie ein altes Lederetui wirkt. Und auch die geschickten Überblendungen zwischen den verschiedenen Zeitebenen sind visuell verblüffend, ein wenig wie Zeichnungen des Geometrie-Künstlers M.C. Escher.

Weniger filigran ist die Geschichte: Izzi hat sich mit dem Tod auf ihre Weise abgefunden und hinterlässt ihrem Mann einen unvollendeten Roman. Wie bei Michael Ende verschmilzt Tommy als Leser mit der Figur eines in der Geschichte selbst beschriebenen Conquistadoren, der im Auftrag seiner Königin – wiederum Izzi – in einem fernen Maya-Tempel nach dem »Baum des Lebens« suchen soll. Als er das Gewächs findet, souffliert die tote Autorin ihrem Liebsten aus dem Off, er möge »es vollenden«. Also zückt Tommy sein Schwert und penetriert den Baum des Lebens. Da der Baum Izzis Körper metaphorisiert, bleibt kein Spielraum für Interpretation. Mit esoterischem Zuckerguss garniert, erzählt Aronofsky die Geschichte einer Frau, die stirbt, weil ihr Mann die Unsterblichkeit lieber als wissenschaftliche Kopfgeburt zu generieren versucht, statt ihrem Kinderwunsch zu entsprechen. Über den Umweg der spanischen Inquisition schwängert er posthum doch noch seine Frau – mit sich selbst in der Rolle des Kindes. So tritt der Held ein in den Kreislauf von Leben und Tod und trifft seine tote Frau wieder an der Quelle des Lebens.

Trotz ansehnlicher Tableaus entwickelt die mit Computeranimationen aufgeblähte Parabel über den Sinn des Lebens nur einen unfreiwilligen ästhetischen Mehrwert. Wie Alejandro Jodorowskys Bilder stürmende Verquickung von Mystik und Surrealismus in »Montana Sacra« ist auch »The Fountain« grandios gescheitert und hat allenfalls »Camp«-Qualitäten. Rachel Weisz und Hugh Jackman können ihren Figuren auch im Tod kein Leben einhauchen. Ob Brad Pitt, der zwei Monate vor Drehbeginn als Produzent und Darsteller vorzeitig ausstieg, die Geschichte gerettet hätte, ist fraglich.

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