Kritik zu The First Avenger: Civil War
Die beiden Superhelden streiten sich über die Zukunft der Avengers und spalten diese kurzerhand in zwei sich bekämpfende Teams
Nicht nur der Berlin-Brandenburger Flughafen hat ein paar (größere) Probleme. Auch den in Leipzig trifft es hart; er wird von den Avengers in Schutt und Asche gelegt. Dies geschieht im Zuge einer geradezu epischen Schlacht, in der das gute Dutzend Superhelden – das droht, ein dreckiges Dutzend zu werden – gegeneinander antritt. Dass dabei so einiges zu Bruch geht, lässt sich denken. Tower stürzen, Flugzeuge krachen, Schalterhallen verwandeln sich in Kleinholz, und mutmaßlich löst sich auch eine Entrauchungsanlage in Flammen auf. Der Wiederaufbau wird vermutlich etwas Zeit in Anspruch nehmen. Willkommen im Club der kostenexplodierenden Endlos-Baustellen!
Aber wie konnte es überhaupt soweit kommen? Wieso hauen sich die Avengers gegenseitig auf die Glocken anstatt den Bösewichten der Welt heimzuleuchten? Ebendeswegen. Weil beim Heimleuchten der Bösewichte ein wenig zuviel Kollateralschaden anfiel. Unschuldige Zivilisten und so, Häuserblöcke, Straßenzüge, Stadtviertel. Die Politiker der Welt tun sich zusammen und beschließen, die Avengers unter Aufsicht zu stellen und sie zu einer Art mobiler Eingreiftruppe, Sondereinsatzkommando, Antiterroreinheit zu machen, die keinesfalls mehr in Eigenregie, sondern nur noch auf Auftrag agieren soll.
Das ist nur vordergründig eine gute Idee, meint Captain America, insofern Politiker Landesinteressen verfolgen, die nicht automatisch auch globale Interessen sein müssen, mannigfaltigen Möglichkeiten der Manipulation seien mithin Tür und Tor geöffnet. Iron Man, den mal wieder die Schuldkomplexe plagen, widerspricht, die übrigen sind geteilter Meinung und so kommt es, dass unsere in den vergangenen Jahren mit Hilfe zahlreicher Franchises, Sequels, Prequels, Reboots, Spin-offs undsoweiter undsofort zusammengetragene Superheldentruppe sich in Anthony und Joe Russos »The First Avenger: Civil War« in zwei Lager spaltet: die Systemtreuen und die Renegaten, die in jeweils wechselnden Allianzen nach (alten und neuen) Verbündeten suchen.
Es ist unschwer zu erkennen, dass den Russos gelingt, was der Auseinandersetzung zwischen Batman und Superman neulich völlig abging, nämlich das krachende Aufeinanderprallen der Giganten nicht nur irgendwie nachvollziehbar, sondern vor allem einleuchtend zu motivieren. Die Russos setzen sogar noch eins drauf, wenn sie in die grundsätzlichen politischen Differenzen weitere sehr persönliche Gründe für die statthabende Materialschlacht einflechten. Mit verantwortlich hierfür ist ein finster blickender Daniel Brühl in der Rolle eines Finsterlings namens Zemo, der im Hintergrund solange an den Strippen zieht, bis die Superhelden zappeln wie die Marionetten. Freilich zappeln dann am Ende auch die Zuschauer, weil »The First Avenger: Civil War«, wir haben es geahnt, mit einem Cliffhanger endet und mal wieder nur ein Anfang ist, auf den im Frühjahr 2018 das erste Kapitel eines zweiteilig angelegten Endes folgt. Man darf gespannt sein, was Marvel und Disney bis dahin noch so alles zusammenbrauen; in »Civil War« sorgen jedenfalls schon mal Spiderboy und Antman mit blöden Sprüchen und nerdigem Benehmen für gute Laune.
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns