Kritik zu Ein Doktor auf Bestellung

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Das Glück der stabilen Seitenlage: Vor einem Jahr war dieser Weihnachtskomödie um einen mürrischen Arzt im Bereitschaftsdienst und einen wohlgemuten Fahrradkurier in Frankreich ein munterer Kassenerfolg beschert

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Aus hiesiger Sicht mag es erstaunen, dass die Darsteller, die sich in den frühen 70ern zur Truppe »Le Splendide« zusammenschlossen, noch immer in der ersten Reihe der französischen Komödie stehen. Aus heimischer Perspektive hingegen ist es kein großes Rätsel, weshalb das Publikum Michel Blanc, Christian Clavier, Gérard Jugnot, Josiane Balasko und Co. so lange schon die Treue hält: Sie gehören unverzichtbar zum burlesken Inventar der Nation, gleich mehrere Generationen sind mit ihren Späßen aufgewachsen, die Eskapaden ihrer »Strandflitzer« und anderen Kultfilme bescheren den Fernsehsendern regelmäßig Traumquoten.

Blanc war stets das ernste Antlitz dieses übermütigen Ensembles; er wechselt regelmäßig agil ins dramatische Fach, war vor einigen Jahren ein souveräner Stabschef in Pierre Schoellers Politthriller »Der Aufsteiger«. Auf seinen neuen Film jedoch wirft die »Splendide«-Zeit einen langen Schatten: Sein dramaturgischer Rahmen – ambulantes Krisenmanagement in der Weihnachtsnacht – erinnert stark an einen Dauerbrenner der Truppe, »Da graust sich ja der Weihnachtsmann«. Regisseur Tristan Séguéla und Drehbuchautor Jim Birmant nutzen diese Verwandtschaft als eine hübsche Grundierung, um einen eigenen Komödienstil zu suchen.

Dem Arzt Serge (Blanc) steht eine lange Nacht bevor. Kein Kollege wollte den Bereitschaftsdienst übernehmen, nun kurvt der Griesgram durch Paris, um mehr oder weniger dringende Notfälle zu behandeln. Nach seinem ersten Einsatz, der Erkältung eines Babys, denkt man, der unleidliche Kerl wäre besser Veterinär geworden. Sein Arbeitseifer ist längst verschlissen, er ist zu alt für diesen Stress, hält sich mit Alkohol bei Laune; bald werden wir von einer Tragödie erfahren, die er nicht verwunden hat. Als Rose (Solène Rigot), die vormalige Freundin seines verunglückten Sohnes, zu viele Tabletten geschluckt hat, tritt der Fahrradkurier Malek (der YouTuber Hakim Jemili in seiner ersten Filmrolle) auf den Plan. Er soll ihr eigentlich das Abendessen liefern, aber in ihm steckt ein verhinderter Sanitäter, der sogleich die stabile Seitenlage empfiehlt.

Ein launischer, aber zielstrebiger Zufall führt die beiden unterschiedlichen Männer fortan immer wieder zusammen. Als Serge sich nach einem Ischiasanfall nicht mehr bewegen kann, nötigt er den Fahrradboten, ihm zu assistieren. Fortan soll Malek die Patienten aufsuchen und Serge ihm die Ferndiagnose und weitere Instruktionen per Mobiltelefon durchgeben. Diese durchaus originelle Cyrano-de-Bergerac-Variante führt zunächst zu vorhersehbaren, mithin ermüdenden Komplikationen. Dann werden sie interessanter. Und während sich der mürrische Eigenbrötler und der junge Optimist zusammenraufen, stellt sich die Zuschauerfreude am Gelingen ein. Eine sentimentale Läuterung und eine Romanze bahnen sich im Morgengrauen an; nebenbei erzählt der Film von der Erfahrung, gebraucht und wahrgenommen zu werden. Er tut nichts anderes, als den Mechanismen des Genres zu folgen. Dass er dennoch sympathisch wirkt, ist ein kleines Rätsel, aber kein Weihnachtswunder.

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