Kritik zu Die Ludolfs – Der Film

© Zorro Film

2009
Original-Titel: 
Die Ludolfs – Der Film
Filmstart in Deutschland: 
09.04.2009
L: 
95 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Die unglaublichen Ludolf-Brüder vom Schrottplatz irgendwo im Westerwald geben ihr Leinwanddebüt und erfüllen dabei posthum den Traum ihrer Eltern

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Die vier Brüder Uwe, Peter, Günter und Manni Ludolf betreiben eine Autoverwertung im kleinen Örtchen Dernbach im Westerwald. Seit 2006 wird das Leben der Brüder vom Schrottplatz in einer wöchentlichen Doku-Soap »Die Ludolfs« dokumentiert, die der Sender DMAX zur Primetime ausstrahlt. Mittlerweile befindet sich die Serie in der sechsten Staffel und hat Kultstatus erreicht. Es gibt eine gut besuchte Homepage, Ludolf-Fanartikel, reichlich Anrufe und sogar Fanbesuche auf dem Grundstück im Westerwald. Die Zeit schien offenbar reif für einen Kinofilm.

Die Brüder, das zeigt der Film in dokumentarischen Bildern, sind irgendwie sonderliche, aber liebenswerte Unikate. Für sie ist die Familie das Wichtigste. »Vatichen und Muttichen « sind zwar nicht mehr unter ihnen, aber auf zahlreichen Fotografien und in den Herzen der Söhne immer präsent. Ihnen verdanken sie alles, betonen die Brüder. Und so sind es auch die geliebten Eltern, die für den dramaturgischen Bogen dieser Kinoversion zum Schlüsselmoment werden. Auf der Suche nach einer neuen Glühbirne betreten Peter und Günter »zum ersten Mal seit seinem Tod« das Büro von »Vatichen« und stoßen auf eine Italienkarte. Und sie erinnern sich: Es war doch immer der Traum der Eltern, einmal nach Italien zu reisen. Peter hat die Idee, den Hof aufzuräumen und dann zu Ehren der Eltern und als Belohnung für die verrichtete Arbeit die Italienreise anzutreten.

Zunächst ist also alles wie immer: Peter und Günter sitzen in der Küche des Betriebs und machen ein Nickerchen, sofern kein Kunde anruft und nach einem Ersatzteil fragt. Dann macht Peter sich auf in die Lagerhalle, in der riesige Berge von Autoteilen bis unter die Decke gehäuft sind. Der Film zeigt die kuriosen Brüder mit ihrem kindlich-naiven Charme in zwischengeschalteten Interviewsequenzen. Dabei pflegt jeder sein ganz eigenes Idiom, und alle wirken vielleicht auch deswegen stets kreuzehrlich.

Die Reise nach Italien schließlich, für die der alte Opel B-Rekord aus den sechziger Jahren mitsamt Wohnwagen reaktiviert wird, ist bloß ein Vorwand, die Ludolfs auf der großen Leinwand eine Geschichte erleben zu lassen und sie auf einen Road-Trip zu schicken. So sieht man die Brüder zwar einmal außerhalb ihres Mikrokosmos, aber doch nie ohne die zu ihnen gehörende Schrottplatzromantik, in Blaumann und Schlabberpullover durch Venedig gondeln. Auch in Italien nicken Peter und Günter ein, sobald sie auf einem Stuhl sitzen, flirtet Uwe mit jeder Frau und gemahnt Manni seine Brüder zu Anstand und Benehmen – eigentlich passiert nichts anderes als auf dem Lagerplatz zu Hause.

Dem Kfz-Alltag und der Weltanschauung der Brüder widmen die Regisseure so viele Filmminuten und Kameraeinstellungen, dass es dem Zuschauer mitunter langweilig wird. Die gängigen 48 Minuten einer Serienfolge »Die Ludolfs« hätten wohl auch gereicht, um die Filmhandlung zu fassen.

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