Kritik zu Der Spitzname

© Constantin Film

Ein Wiedersehen mit der Familie aus »Der Vorname« und »Der Nachname«: Sönke Wortmann bringt für seine Fortsetzung sein gut eingespieltes Team  erneut zusammen

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Es begann vor sechs Jahren mit einem Remake. Damals adaptierte Sönke Wortmann die französische Erfolgskomödie »Le prénom« (2012) von Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte, in dem das behauptete Ansinnen, ein Neugeborenes »Adolf« bzw. »Adolphe« zu nennen, eine Familie in Aufruhr versetzt. Irgendwie gelang es dem Drehbuch von Claudius Pläging und Alexander Dydyna tatsächlich, den Stoff auch in der deutschen Fassung spritzig, unverkrampft und einigermaßen originell zu präsentieren. Ihren großen Anteil hatten daran die Darsteller, allen voran Christoph Maria Herbst als akademischer Griesgram und Florian David Fitz als smarter Anti-Intellektueller. Caroline Peters in der Rolle der geplagten Studienrätin und Janina Uhse als aufstrebendes Starlet bildeten dazu passgenaue Gegenstücke, während Iris Berben und Justus von Dohnányi als Chaoselemente dem im besten Sinn noch was draufsetzten.

Die Mischung war zu gut, um sie nach einmaliger Verwendung sein zu lassen. So gab es mit »Der Nachname« 2022 eine Fortsetzung, die auf Lanzarote spielte. Obwohl der Plot mangels Inspiration mit viel Slapstick etwas hohldrehte, konnte das die Attraktivität der gelingenden Teamarbeit nicht schmälern. Dass das Ensemble nun für »Der Spitzname« wieder zusammenkommt, stimmt deshalb positiv, noch bevor sich der erste Gag des Films entfalten kann. 

Stephan (Herbst) gibt zu Anfang aus dem Off einen Überblick über das, was bisher geschah. Dazu sieht man ihn, wie er sich in Wintersportmontur auf einem Bügellift einen Skihang hochbewegt. Nicht zuletzt, weil als Pointe genau das eintritt, was man erwartet, fühlt man sich als Zuschauer sofort wieder wie zu Hause unter diesen Figuren.

In diesen Bergen kommen sie zusammen, weil Thomas (Fitz) und Anna (Uhse) – die Eltern des Kindes, das dann doch den Vornamen Paula erhielt – endlich heiraten wollen. Im engsten Familienkreis mit Stephan, Elisabeth (Peters), ihren Teenagerkindern Cajus (Jona Volkmann) und Antigone (Kya-Celina Barucki) sowie Mutter Dorothea (Iris Berben) und deren Partner René (Dohnányi).

Es könnte alles so schön sein: Herbst und Fitz sind ein wunderbares Kontrahentenpaar. Da der besserwisserische Hochschullehrer, für den die Gegenwart aus lauter Kränkungen besteht. Dort der geschmeidige Immobilienmakler, der fast zwanghaft alles als Gewinnchance betrachtet. In ihrem pointenreichen Schlagabtausch mischt sich das Spielerische mit einer geradezu wohligen Dosis von Bösartigkeit. Leider aber erhalten die Frauen an ihren Seiten nie den nötigen Raum, um ihrerseits Spitzen zu entfalten. Und Iris Berben als enthemmte Alt-68er-Mutter verkommt vollends zum Klischee. Noch schlimmer steht es um Cajus und Antigone, die als jugendliche Sprechblasen den »Wokeness«-Diskurs herbeizitieren müssen, aber immer so, dass es auch die Boomer-Generation noch versteht. Über die Lustlosigkeit, mit der der Ablauf eines Familienfests nachgestellt wird, könnte man noch hinwegsehen, die ungelenk eingeflochtenen Erklärungen zu Zeitgeistphänomenen aber erinnern zu sehr ans deutsche Fernsehen.

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