Kritik zu Camino de Santiago
Die Schweizer Filmemacher Jonas Frei und Manuel Schweizer fahren für ihre Dokumentation den bekannten Pilgerweg mit den Fahrrädern entlang und befragen dabei die Fußgänger nach ihren Motiven
Camino de Santiago, deutsch: Jakobsweg. So wird eine eigentlich durch halb Europa führende Pilgerroute genannt, von der aber nur der letzte Abschnitt durch Nordspanien populär wurde. Die Resonanz in Literatur und Film ist beachtlich. Schon vor zehn Jahren erzielte Coline Sereau mit Saint Jacques … Pilgern auf Französisch einen Arthouse-Hit. Hape Kerkelings »Ich bin dann mal weg« avancierte zum Bestseller. Sogar die Degeto schickte Ann-Katrin Kramer und Elmar Wepper auf die befreiende Wanderung nach Santiago de Compostela. Wer wirklich innere Einkehr sucht, sollte sich von diesem touristischen Event fernhalten. Es wimmelt hier vor Menschen wie in der Fußgängerzone.
Nun begaben sich auch noch die beiden Schweizer Filmemacher Jonas Frei und Manuel Schweizer auf den ausgetretenen Pfad. Nicht zu Fuß, sondern mit dem Fahrrad. Unterwegs haben sie Pilger aus aller Herren Länder in Small Talks mit immer gleichem Tenor verwickelt. Ein religiöses Motiv hat keiner, sie alle wollen dem hektischen Getriebe des Alltags entfliehen und hoffen auf ein spirituelles Erlebnis. Nach anstrengenden Gewaltmärschen ist eine bescheidene Mahlzeit ein göttliches Geschenk. Was die betulichen Betrachtungen, die mit Off-Kommentator und eingeblendeter Landkarte arbeiten, von anderen Filmen unterscheidet, ist die Art der Aufnahme. Schon die Exposition, bei der sich der imposante Blick über Berge und Täler auf eine gefühlte Unendlichkeit hin öffnet, wirkt wie in einem Herr-der-Ringe-Film. Jede Kirche, und davon gibt es auf dem Weg einige, wird mit dem fliegenden Auge einer Kameradrohne von oben gezeigt. Durch diese Inflation der Vogelperspektive erscheinen die Beobachtungen buchstäblich abgehoben. Zumal die sich in den Vordergrund drängende Musikuntermalung schon nach wenigen Minuten nervt. Die filmische Reise kommt gefühlte zehn Jahre zu spät und wirkt, gemessen an ihrem Sujet, nicht wirklich kontemplativ.
Kommentare
Filmkritik
Ein enttäuschender, billiger, auch handwerklich schlecht gemachter Film. Mein Nachbar im Filmtheater hat reagiert: Er schlief nach kurzer Zeit ein!
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns