Kritik zu Blink Twice

© Warner Bros. Pictures

Zoe Kravitz versucht sich in ihrem Regiedebüt am Genre des feministischen Thrillers, dem sie neue Aspekte abgewinnt 

Bewertung: 4
Leserbewertung
0
Noch keine Bewertungen vorhanden

Der Tech-Milliardär Slater King hat sich vor einiger Zeit irgendetwas nicht näher Benanntes zuschulden kommen lassen, Machtmissbrauch auf die eine oder andere Weise. Dann hat er öffentlich Reue gezeigt, ist von seinem Posten zurückgetreten und hat sich eine Insel gekauft, auf der er ein geläutertes Leben führt. Mit Therapie, ohne Handy, und als Selbstversorger mit Gemüseanbau und Hühnerzucht. Ein berühmter, sehr reicher Mann, charmant, höflich mit sanfter Eindringlichkeit, einem selbstverständlichen Magnetismus. 

Durchaus mutig von Channing Tatum, seinen Charme für diese Rolle zur Verfügung zu stellen, in der sich bald düstere Abgründe abzeichnen. Lange Zeit wirkt er lässig attraktiv und sanft zuvorkommend, bis dann irgendwann eine unterschwellig toxische Männlichkeit durchschlägt. Das ist eine neue, düstere Farbe im Spiel von Channing Tatum, der seine jungenhafte Sexyness sonst eher mit selbstironischer Komik abfedert.

In ihrem Regiedebüt serviert Zoe Kravitz eine Cinderella-Story mit finsterem Twist und mischt so das neue Feld feministischer Thriller wie »Promising Young Woman« oder »Don't worry Darling« mit ein paar neuen stilistischen und inhaltlichen Ideen auf. Im Grunde treibt sie die weibliche Wehrhaftigkeit, die sie schon als Schauspielerin in der Riege der »X-Men«, als Cat Woman, in der »Divergent«-Serie und zuletzt »Batman« lustvoll ausgespielt hat, hier noch ein bisschen weiter. Souverän spielt sie auf Bild- und Tonebene mit den Kräften von Anziehung und Abstoßung, setzt Signale von Werbung und Warnung mit einem tollen Gespür für originelle Besetzungsideen, u.a. mit Adria Arjona (gerade noch in »Hitman« zu sehen), Christian Slater, Geena Davis, Kyle McLachlan.

Alles scheint ein bisschen zu schön, um wahr zu sein. Gerade wurde die Cocktail-Kellnerin Frida noch vom Boss angeraunzt, sie solle sich weniger auffällig verhalten, da erregt sie die Aufmerksamkeit eben jenes Slater King, der sie umwirbt, scheinbar ganz ohne Druck. Dann zieht er ab, mit seiner Entourage aus Freunden und Angestellten, kehrt aber noch mal um und lädt Frida auf seine Party-Insel ein. Champagner im Privatjet, und schon pflügen sich vier schwarze SUVs durchs grüne Paradies zum mondänen Anwesen. Alles ist aufregend, aber immer auch ein bisschen »too much«, dunkelrote Lilien, die einen schweren Duft verströmen, Champagnerkelche, in die malerisch eine pralle Himbeere gleitet, blassgelbe albinohaft anmutende Giftschlangen, glänzend rote Lackpapier-Goodybags, und jede der fünf mitgereisten Frauen bekommt eine Suite, inklusive Garderobenausstattung, luftig weiße Stoffe, die ihre Körper umspielen, weiße Badeanzüge, die sich eng anschmiegen, wippende Strohhüte – es ist der Einheitslook einer privaten Stewardessen-Armee. Eigentlich sollten die Frauen langsam stutzig werden. Doch der Wind hat sich gedreht für Männer, die ihr jahrhundertealtes Recht auf Machtmissbrauch ausüben. Auch moderne Frauen erliegen der Verführungskraft von Macht und Geld, doch Gnade den Männern, wenn sie rotsehen.

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt