Kritik zu Beast – Jäger ohne Gnade
»Willkommen in Mubani, Leute«, sagt der weiße Wildbiologe Martin (Sharlto Copley). »Vielen Dank, dass wir hier sein dürfen, so kann ich meinen Mädchen wieder näherkommen«, erwidert der schwarze Arzt Nate (Idris Elba) aus New York. Gleich in den ersten gesprochenen Sätzen ist spürbar, dass hier nichts stimmt. Die langjährige Freundschaft, die zwischen diesen beiden Männern behauptet wird, nimmt man ihnen keine Sekunde lang ab. Auch die Unterhaltungen zwischen Vater und Töchtern wirken deutlich sperriger, als es nach dem Tod der Mutter, für den sie ihn zumindest teilweise verantwortlich machen, glaubhaft ist. Und dann ist es auch noch ein Weißer, der dem Schwarzen Afrika erklären und nahebringen soll? Ernsthaft? Mit Plattitüden wie »Hier gilt das Gesetz des Dschungels. Ein anderes Gesetz gibt es nicht«. Gefühlte zwanzig Mal schärft der Vater seinen Kindern ein, im Auto oder im Haus zu bleiben, genauso häufig verlassen sie den sicheren Ort, und wenn sie leise sein sollen, machen sie zuverlässig Geräusche. Die ganze Handlung ist zwischen einem mageren Schatz an Sätzen aufgespannt: »Bleibt im Wagen!«, »Vertraut mir«, »Ich verspreche es«, »Ich bin in zehn Minuten zurück«. Und glücklicherweise hat das digital erzeugte Löwenmonster eine Nasenverstopfung, anders lässt sich nicht erklären, dass er den Angstschweiß seiner Opfer selbst aus nächster Nähe nicht riechen kann.
Nun ist der renommierte, isländisch-spanische Regisseur Baltasar Kormákur noch nie für die Tiefe seiner Charakterzeichnung bekannt gewesen, aber hier sieht es wirklich so aus, als würde er von einer fremden Spezies erzählen. Auch die Hoffnung, dass man nach der klemmigen Exposition in den Action-Drive eines B-Movie-Survival-Thrillers gerissen wird, erfüllt sich nicht.
Angefangen hat Kormákur vor rund 20 Jahren mit skurrilen Erzählungen über eine Welt, die ihm vertraut war, in Filmen wie »101 Reykjavík« oder »A Little Trip to Heaven« nahm er mit schwarzem Humor die Eigenheiten der Bewohner seiner isländischen Heimat aufs Korn, bevor er mit »Run for her Life« seinen Horizont in Richtung USA erweiterte und seit »The Deep« immer extremere Survivalgeschichten in der Tiefe des Meeres oder in den Höhen der Berge (»Everest«) mit immer größeren Budgets anpackte.
Doch jetzt hat er sich auf ein Terrain gewagt, das ihm offenbar zu fremd ist. Zugutehalten kann man ihm nur, dass er bei diesem Kampf eines Mannes gegen die Bestie vermeidet, das Tier einseitig zu dämonisieren, dass seine wütende Rache mit den Verbrechen der Menschen gegen die Natur plausibel wird: Am Anfang des Films zieht ein finsterer Trupp von Wilderern marodierend durch die Savanne. Jagd kann man das Gemetzel, das sie anrichten, nicht mehr nennen, sondern sich nur fragen, was derartig durchlöcherte Felle noch wert sein können. Aber das ist nur eine weitere von zahllosen Ungereimtheiten in diesem ärgerlichen Film, bei dem man sich nur wundern kann, dass ein erfahrener, fähiger Schauspieler wie Idris Elba da scheinbar widerspruchslos mitmacht.
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