Kritik zu Auf Umwegen

© Timo Götz & Salima Oudefel / Camino Filmverleih GmbH

2024
Original-Titel: 
Auf Umwegen
Filmstart in Deutschland: 
27.02.2025
L: 
128 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Ein Loblied auf Reisefreiheit, Gastfreundschaft und Weltoffenheit: Eine Familie aus Bad Schwalbach macht sich auf den Weg nach Indien und führt dabei mit Videoaufnahmen eine Art Reisetagebuch, aus dem dieser Dokumentarfilm wurde 

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Wie kommt man vom beschaulichen Bad Schwalbach im Vordertaunus nach Indien? Und zwar nicht als Pauschaltourist oder per Studienreise? Dieser Herausforderung stellten sich Timo Götz und Salima Oudefel. Mit ihren zwei kleinen Töchtern im Gepäck machte sich das junge Paar Ende März 2022 auf eine eineinhalbjährige, insgesamt 21 000 Kilometer lange Reise.

Auf ihrem ereignisreichen Trip zu Land, zu Wasser und durch die Luft hat die Kleinfamilie keines ihrer Transportmittel vorab gebucht. Gemäß der Redewendung »Wenn einer eine Reise tut …« haben Timo Götz und Salima Oudefel daher viel zu erzählen. Ihr Dokumentarfilm Auf Umwegen, ein audiovisuelles Reisetagebuch, protokolliert zufällige Begegnungen.

Auf ihrem Weg durch Osteuropa, die Türkei und den Iran bis nach Indien wird das deutsche Paar mit seinen beiden strohblonden Mädchen überall mit offenen Armen aufgenommen. Mehrfach treffen die beiden Kids dabei auf gleichaltrige Kinder, mit denen sie ausgelassen herumtollen. Sprachprobleme? Mit der Übersetzer-App auf dem Smartphone kommt man schon ziemlich weit.

Unterwegs aufgesammelt wird eine Fülle sehenswerter Landschaftsaufnahmen, die nicht so wirken, als ob ein Amateur verwackelte Schnappschüsse mit dem Handy mitgeschnitten hätte. Vor allem in Indien taucht die Kamera immer wieder ein in ein gleißendes Farbenmeer aus Kleidung, Booten und Architektur. Zuweilen sind die Bilder so grell, dass sie beinahe in den Augen schmerzen. Wieder und wieder feiert die Kamera pittoreske Motive, die von Gute-Laune-Musik untermalt werden. Zusammen mit den Kommentaren, in denen die Protagonisten das Hohelied auf die einfachen Menschen und deren Gastfreundschaft singen, ist das zuweilen schon etwas zu viel des Guten.

Doch dann schlägt die Stimmung jäh um. Als die hochschwangere Salima Oudefel ihr drittes Kind entbindet, verweigern indische Behörden dem Neugeborenen die Ausreisepapiere: Verdacht auf Leihmutterschaft. Nach zehn bangen Monaten und einer Schmiergeldzahlung kommt die nunmehr fünfköpfige Familie endlich aus dem Land. Dieser Trip hätte schiefgehen können, weshalb man mit gemischten Gefühlen zuschaut. Obwohl alle Begegnungen spontan sind, folgt die für die Kamera zelebrierte Weltoffenheit einem erkennbaren Muster. Schon 2021 drehten die Globetrotter mit »Auf dem Weg – Wenn Begegnungen verändern« einen ähnlichen Reisefilm, damals über ihre Tour durch Asien. Seinerzeit war Salima Oudefel mit ihrem zweiten Kind schwanger, das 2022 in Goa zur Welt kam.

Die Verknüpfung zwischen Aufbruch und Niederkunft liegt anscheinend im Trend. Der Dokumentarfilm »Weit« über einen dreieinhalbjährigen Backpacker-Trip rund um den Globus – derweil die Co-Regisseurin Gwendolin Weisser einen Jungen zur Welt brachte – erreichte in Deutschland 500 000 Zuschauer. Diesen Erfolg wird »Auf Umwegen« wohl nicht erreichen – obwohl der Film durchaus seine Momente hat. Allerdings ist die Mischung aus Nabelschau und Weltläufigkeit, Offenherzigkeit und Blauäugigkeit zuweilen auch gewöhnungsbedürftig.

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