Kritik zu Asterix & Obelix im Reich der Mitte

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In ihrem fünften Realfilmabenteuer verschlägt es die renitenten Gallier nach China, wo sie wie gehabt auf Julius Cäsar treffen. Erstmals ohne Gérard Depardieu

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Uff! »Die Ga-Ga-Gallier!«, der Schreckensruf vom Ausguck des Piratenschiffs, gilt noch. Seit dem letzten Realfilm »Asterix und Obelix – Im Auftrag ihrer Majestät« sind elf Jahre vergangen. Doch die wechselnden Regisseure der Asterix-Filme, egal ob es sich um die bis jetzt neun Animations- oder die Realverfilmungen der vielgeliebten Comics handelte, haben in weiser Voraussicht das Erfolgsrezept nie verändert. Neben der Crew erfahren stets die Anspielungen, je nach aktueller Relevanz bei der jeweiligen Drehzeit, ein Update, und müssen, irgendwie, ins historische Setting der Epoche von Julius Cäsar eingepasst werden. So wird in einer Mischung aus Anachronismen und Altbekanntem wieder auf Teufel komm’ raus gewitzelt und gelästert – aber auch, mit erstaunlichem Zartgefühl, die Männerfreundschaft der beiden Junggesellen beleuchtet.

Eine echte Premiere besteht diesmal darin, dass der Film auf einer Originalstory statt auf einer Comicvorlage basiert. Die Handlung ist noch mehr an den Haaren herbeigezogen als gewohnt: So strandet, man versteht nie genau, warum, eine chinesische Prinzessin im Dorf. Sie bittet die Gallier um Hilfe im Kampf gegen die Usurpatoren ihres Reichs, die zudem ihre Mutter, die Kaiserin, gefangen halten. Zeitgleich mit der gallisch-chinesischen Reisegruppe zieht Julius Cäsar mit einer riesigen Legion gen Osten. Er will China erobern, verzehrt sich aber insgeheim nach Kleopatra (Marion Cotillard), die ihn, mit kastrierendem Gelächter, zugunsten eines Schönlings abserviert hat.

Wieder erweist sich die titelgebende Asterix-Rolle als Wanderpokal. Diesmal übernimmt Guillaume Canet, der auch als Regisseur fungiert, den Part des listigen kleinen Galliers. Gilles Lellouche in der Nachfolge von Gérard Depardieu verleiht Gemütstier Obelix unerwartet weise Züge. Fußballspieler Zlatan Ibrahimovic gibt den martialischen Superlegionär Antivirus, und Vincent Cassel beweist als blasierter Imperator, dass er auch komisch sein kann. Mit einem Budget von 72 Millionen Euro wurde bei der Ausstattung sichtlich geklotzt. Eine monumentale Schlacht, Martial-Arts-Sequenzen à la »Tiger & Dragon« und andere Chinoiserien machen viel her.

Dienen chinesisch klingende Namen als Kalauermaterial, so wird Kritik am realen China wohlweislich ausgespart. Staatstragende Scherze wie etwa eine Kutsche in Form eines 2 CV oder pädagogischer Spott über die dörfliche Fremdenfeindlichkeit bekräftigen den Status der Comichelden als Repräsentanten Frankreichs. Lustiger aber sind, wie in den Comicheften, die aus der Hüfte geschossenen Witze, in denen allzu Menschliches aufs Korn genommen wird. Unvermeidlich geht bei der Synchronisation zwar viel vom verbalen Drive verloren. Doch trotz seiner Makel bietet dieses Spektakel rasante Familienunterhaltung. Inmitten eines gelegentlich erstickenden Aufwands blitzt immer wieder der Geist der alten Comics hervor, erfreut man sich an Timing, Einfallsreichtum und der unkaputtbaren Hinterfotzigkeit französischen Humors.

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