Kritik zu Ach du Scheisse!

© Drop-Out Cinema

Ein Architekt findet sich unter widrigen Umständen im Dixi-Klo einer Baustelle gefangen, wo bald gesprengt wird. Und das ist erst der Anfang der Dinge, die schiefgehen. Lukas Rinkers Film versucht, seinem Titel gerecht zu werden

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Natürlich steht hinter dem Titel von Lukas Rinkers Langfilmdebüt ein klares Kalkül. »Ach du Scheisse!« beschreibt eben nicht nur die Prämisse dieses auf Drastik setzenden Spiels mit Genrekonventionen. Dieser Ausruf des Entsetzens ist zugleich auch ein Versprechen an das Publikum, das ihn im Verlauf der Filmerzählung sicherlich mehrmals auf den Lippen haben wird. Rinker, der auch das Drehbuch geschrieben hat, schickt nicht nur seinen Protagonisten, den von Thomas Niehaus gespielten Architekten Frank Lamm, in eine Spirale fortwährender Eskalation. Auch die Zuschauer finden sich in einem Alptraum wieder, der immer extremere Situationen hervorbringt. 

Frank Lamm hat eine Reihe falscher Entscheidungen getroffen. Zum einen hat er seine Freundin Marie schon seit längerem vernachlässigt und jeden ihrer Versuche, endlich eine Familie zu gründen, brüsk zurückgewiesen. Zum anderen hat er seinem Freund Horst (Gedeon Burkhard) viel zu sehr vertraut. Letzteres ist sogar verständlich. Schließlich hat der Geschäftsmann, der unbedingt Bürgermeister des kleinen bayerischen Städtchens Blasstetten werden will, ihm einen riesigen Auftrag verschafft. Doch nun holen ihn seine Fehler ein.

Nach einem gewalttätigen Zwischenfall kommt Frank in einem in einer Baugrube liegenden umgestürzten Dixi-Klo zu sich. Sein rechter Unterarm ist von einer aus einem Betonklotz herausragenden rostigen Metallstange durchbohrt worden. Sein Mobiltelefon liegt in einer zähen Suppe aus Fäkalien. Und als würde das nicht reichen, bleibt ihm kaum noch Zeit, sich aus der Lage zu befreien. Denn in gut einer halben Stunde wird die Baugruppe Ort einer riesigen Sprengung werden. Alle Versuche Franks, um Hilfe zu rufen, scheitern, weil in unmittelbarer Nähe ein von Horst veranstaltetes Volksfest stattfindet, mit dem er die Grundsteinlegung für ein Luxushotel feiern will.

Im ersten Drittel seines Films, der praktisch komplett im Dixi-Klo spielt, baut Rinker eine bemerkenswerte Spannung auf. Den einen oder anderen zynischen Gag streut er zwar in Franks Kampf um Rettung ein. Doch vorerst sind ihm der Schrecken, der von der Situation ausgeht, und die Schmerzen, die der Architekt in seinem Bemühen, sich aus seiner Lage zu befreien, erdulden muss, wichtiger. Zusammen mit seinem Kameramann Knut Adass nutzt er den extrem engen Raum der Plastiktoilette auf geradezu atemberaubende Weise. Als Betrachter fühlt man nicht nur den Schmerz des durchbohrten Unterarms mit. Man hat teilweise wirklich das Gefühl, mit Frank eingesperrt zu sein.

Je länger Frank versucht, zu entkommen, und je mehr Niederlagen er dabei erleidet, desto deutlicher setzt Rinker auf grelle Effekte. Es ist fast so, als ob der Titel des Films eine Eigendynamik entwickelt. Aus einem bewundernswert präzise inszenierten psychologischen Thriller wird ein Fun-Splatter-Exzess, bei dem sich alles nur noch darum dreht, wie sich auch die nächste (Geschmacks-)Grenze überschreiten lässt. Das führt zweifellos zu vielen Lachern und noch mehr »Ach du Scheiße!«-Ausrufen.

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