Kritik zu A World Beyond

© Disney

Brad Bird, der zweifach oscargekrönte Animationskünstler, drehte ein Disney-Realfilmabenteuer, das wie Fluch der Karibik um einen Disney-Themenpark herumgebaut ist

Bewertung: 3
Leserbewertung
2.5
2.5 (Stimmen: 2)

Liebevoll möblierte Parallelwelten gehören zur Hauptaufgabe des Kinos, Spaß machen aber auch die überraschenden Eingänge in diese Welten. Eben noch in der öden Gegenwart, im nächsten Moment weg: in Matrix diente Alices Kaninchenloch als Codewort ins Wunderland; im vorliegendem Disney-Abenteuer wird ein Button zum Touchpad, mit dem Teenieheldin Casey sich, anfangs unfreiwillig, in die Zukunft beamt. Neben diesem futuristischen Portal werden aber auch »old school«-Falltüren, aufklappbare Treppen und sogar Badewannen als Einstieg benutzt. So hat der verbitterte Erfinder Frank sein Haus zur Festung mit geheimen Fluchtwegen ausgebaut; ein Hundehologramm soll Besucher verbellen. Technikfreak Casey muss jedoch mit Frank zurück in die Zukunft, um eine seiner Erfindungen unschädlich zu machen.

Genüsslich führt Regisseur Brad Bird die neuesten Gadgets vor und kontrastiert sie mit Steampunk-Design und Rückblicken auf Retro-Apparate, aber auch auf Spielzeugmemorabilia. Insgeheim scheint er sich in jene optimistische Epoche der Weltausstellung von 1964 zurückzusehnen, auf der wir Frank zum ersten Mal begegnen. Der selbstbewusste Knirps erregt durch seine Erfindung, einen Raketenrucksack, die Aufmerksamkeit einer Technikelite und gelangt in eine den normalen Sterblichen verborgene Zukunftswelt.

Nostalgisch ist auch der Anlass des Films, der 1952 errichtete Disney-Themenpark Tomorrowland. Um ihn herum musste Bird eine Sci-Fi-Handlung bauen. Sie strotzt vor eskapistischen Déjà-Vus, etwa aus Matrix oder Men in Black, um nur die jüngsten zu nennen. Das ist nicht schlimm, nur ergeben die anschaulichen Details keine schlüssige Geschichte. Dafür ist die Weltverbessererbotschaft umso penetranter. Zu den kleineren Logikproblemen gehört, dass die glänzende Zukunftsstadt sehr retro aussieht, eben so, wie man sich in der Nachkriegszeit die Zukunft vorstellte – und dann, in der Version kurz vor der Apokalypse, so trist wie heute eine postsozialistische Plattenbausiedlung. Und wenn der kleine Frank sich in ein ungefähr 12-jähriges Robotermädchen verliebt, das später vom großen Frank angeschwärmt wird, kann auch ein George Clooney den Lolita-Beigeschmack nicht ganz vermeiden.

Es geht auch um Vorherbestimmung und freien Willen und darum, dass die Menschheit mit ihren selbst erzeugten Katastrophen des Rettens nicht würdig sei. Der Story-Notausgang zum Happy End schließlich ist so überspannt wie die Paranoia vor Mobilfunkstrahlen. Der größte Widerspruch tut sich zwischen dem Plädoyer für Fortschrittsgläubigkeit und Kreativität einerseits und der Verdammung nutzfreier Erfindungen andererseits auf. Dabei ist etwa der Eiffelturm, hier als altertümliche Raketenbasis enttarnt, ein herrlich sinnloses Gebäude und beweist nicht nur in diesem Film, dass sich die meisten Erfindungen ihren Zweck selbst suchen. So spiegelt das ebenso verspielte wie moralinsauer überfrachtete Abenteuer unfreiwillig den zwischen praktischem Technikkonsum und theoretischer Technikskepsis zerrissenen Zeitgeist.

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Kommentare

Wer ist "Tom"?

Danke für den Hinweis, wir haben die eingeschlichenen Toms nun gefrankt ;)

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