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Gerhard Midding

Es fiel verdammt schwer, Fred Ward nicht zu mögen. Er war immer zuverlässig zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. Einen besseren Freund, Bruder, Vater oder Widersacher konnte man den Figuren, an deren Seite er auftrat, nicht wünschen. Seine Charaktere ruhten in sich, selbstbewusst, ohne überschüssige Komplexe oder Neurosen. Sie lebten ungezwungen ihr Leben und nahmen die Dinge ernst, wenn es nötig war.

Gerhard Midding

Die „Blaue Marilyn“ von Andy Warhol, die in dieser Woche für eine Rekordsumme bei Christie`s versteigert wurde, ist eine Überlebende. 1964 betrat eine Aktionskünstlerin namens Dorothy Podber Warhols Factory. Sie war mit einer kleinen Pistole bewaffnet und schoss auf einen Stapel von vier Marilyn-Porträts. Die Kugel blieb in einer der oberen drei stecken. Der vollständige Titel des Siebdrucks „Shot Sage Blue Marilyn“ erzählt von dieser sehr amerikanischen Spielart der Kunstkritik.

Gerhard Midding

Ist Langs Mabuse-Zweiteiler ein Gangsterfilm? Er wird oft so bezeichnet, wenngleich meist vorbehaltlich, in Erwartung einer erhabeneren Kategorie, der er zugeschlagen werden könnte. Aber wenn doch, würde er einem Genre angehören, für das es 1922 noch nicht einmal in den USA eine nennenswerte Tradition gab.

Gerhard Midding

Heute vor 100 Jahren feierte Fritz Langs erster Film über Dr. Mabuse Premiere. Ein folgenreiches Datum, nicht nur im Hinblick auf die Spuren, die der Meisterverbrecher in der Filmgeschichte hinterließ. Er hat auch in der Realität furchtbare Nachahmer gefunden; aktuell jene Populisten und Autokraten, die sich heute als die Lösung der Probleme präsentieren, die sie selbst erzeugt haben.

Gerhard Midding

Im Bundesplatz-Kino in Berlin ist der frühe Freitagabend dem italienischen Kino gewidmet. Nicht jede Woche, aber mit schöner Regelmäßigkeit. Man merkt, dass Martin Erlenmaier immer genau weiß, weshalb er einen Film auswählt; gleichviel, ob es ein Klassiker oder er ganz frisch ist. Für heute Abend hatte er die glänzende Idee, kurzfristig den letzten Film ins Programm zu nehmen, in dem Catherine Spaak mitspielt.

Gerhard Midding

FilmschauspielerInnen (zumal französische) sprechen gern von den Risiken, die sie mit einer Rolle eingehen. Man muss dem Pathos solcher Bekenntnisse nicht immer misstrauen. In diesem Metier gibt man sichmit Geist und Körper preis und kann sich auch verlieren: Wer weiß schon genau, was man in sich entdeckt, wenn man sich in andere verwandelt?  

Gerhard Midding

Gestern morgen sah ich mir "John Williams dirigiert John Williams" im Frühprogramm des WDR an. Ein schöner Anlass, sich im Nachklang Gedanken zu machen. An einem guten Konzert im Konzertsaal teilzunehmen, ist ein Erlebnis. Es im Radio zu hören, ein Ereignis. Eine Aufzeichnung vor dem Bildschirm zu sehen, ist eine Erzählung.

Gerhard Midding

Als jungen Mann konnte man sich ihn einfach nicht vorstellen. So recht war man ihm erst im Stadium bürgerlicher Reife begegnet. Das Saturierte spielte er, als sei er es immer schon gewesen. Aber natürlich war Michel Bouquet, der heute im Alter von 96 Jahren starb, einmal jung. Es gibt Filme, die das belegen.

Gerhard Midding

Das reale Vorbild für Herrn Soltani heißt Mohamed Reza Shokri und lächelt ebenfalls sehr gern. Zumindest beteuert er dies. Er erweckt den Anschein, ein freundlicher und gottesfürchtiger Mann zu sein. Es fällt schwer, ihm auch nur ein einziges Wort zu glauben, nachdem man ihn in dem Dokumentarfilm »All Winners, all Losers« gesehen hat, den Azadeh Masihzadeh über seinen Fall gedreht hat.

Gerhard Midding

Seine Liebe zum Kino entdeckte er früh. Als er 1984 einen Kurzauftritt in »Die Günstlinge des Mondes« von Otar Iosseliani hatte, war noch nichts entschieden. Dann kam es anders als geplant, aber eigentlich genauso, wie Mathieu Amalric es sich erhofft hatte.