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Gerhard Midding

Aktualität ist ein Begriff, den die französische Filmkritik meist großzügig auslegt. In aller Regel wird zu Gunsten der Filmkünstler entschieden. Was gut ist, hat kein Verfallsdatum. Um die Gültigkeit, die Alfred Hitchcocks Werk für die Gegenwart besitzt, müsste man sich also keine Sorgen machen.

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Der Anfang von „Gloria Mundi“, der gestern bei uns angelaufen ist, gibt ein Versprechen aus, der er offenbar nicht hält. Robert Guédiguians Film beginnt im Zeichen des Optimismus: mit einer Geburt. Das freudige Ereignis des Prologs bleibt nicht folgenlos für den Film (es versammelt, mit einer Ausnahme, sämtliche seiner Hauptfiguren), wirkt aber doch merkwürdig unverbunden mit ihm.

Gerhard Midding

Es kommt heute bestimmt eher selten vor, aber frühen waren Filmkomponisten häufig gezwungen, eine Partitur ohne Kenntnis des fertigen Films zu schreiben. Das traf erst recht auf instinktsichere Musiker wie Ennio Morricone und Philippe Sarde vor, die in ihrer großen Zeit jährlich ein, zwei Dutzend Filme vertonten. Manchmal mussten eine Drehbuchskizze oder nur ein paar Sätze des Regisseurs genügen, um die Vielbeschäftigten auf die richtige Spur zu führen.

Gerhard Midding

Wenn sich die Kamera den Türen nähert, hinter denen die Büros der Deutschen liegen, eilt sie regelmäßig den Figuren voraus. Diese zögern, die Schwelle zu übertreten. Unheilschwangere Musik rechtfertigt ihr Innehalten, als wäre der nächste Schritt gleichbedeutend mit einem Teufelspakt. "Ich arbeite nicht für die Deutschen, sondern bei ihnen", erklärt der junge Regieassistent Jean Devaivre kategorisch, der bei der "Continental" in Lohn und Brot steht.

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Es geht augenblicklich mit den existenziellen Fragen los: Warum gab es zu Anbeginn ein Etwas und kein Nichts? Was machen wir alle hier? Wie wurde aus Staub Leben? Wann trat der Tod erstmals auf den Plan? Und brachte er das Leben voran?

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Dieses Jahr war reich an Filmen, deren Ende das Publikum beschäftigte, entweder brennend, nachhaltig oder beides. Nichts beflügelt die Unterhaltung während des Heimwegs vom Kino so sehr wie ein Schluss, auf den man sich nicht augenblicklich einen Reim machen kann.

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Mit „Spiderman – No Way Home“ ist vor wenigen Tagen der erste Blockbuster angelaufen, dessen Zahlen nicht durch Corona getrübt scheinen. Endlich ein Kassenerfolg, der nicht mehr relativiert werden muss. Die Rekorde, die er am ersten Wochenende brach - zweitbester US-Start (260 Millionen Dollar), drittbester weltweit (587 Millionen) -, stehen für sich, ohne wenn und aber, und entrücken dies Phänomen resolut der Krise.

Gerhard Midding

Sie legen sich wirklich ins Zeug, gehen an ihre Grenzen. Ja, sie setzen gar ihre Gesundheit aufs Spiel, die körperliche wie die mentale. Eine Figur überzeugend darzustellen, genügt in der aktuellen Awards Season nicht mehr. Derzeit hat die Selbstkasteiung mächtig Konjunktur. Die Schauspielerei muss zum Martyrium werden, damit sie Aufsehen erregt.

Gerhard Midding

Mit den Farbfilmen von Yasujro Ozu verhält es sich wie mit Abenddämmerungen: Manchmal sind sie sehr schön.

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Die gerade ausklingende Woche war eine der Abschiede. In Österreich hat Sebastian Kurz sämtliche politischen Ämter niedergelegt und, noch im Abgang ein aufrechter Selbstschmeichler, Vaterfreuden entdeckt. Bei uns fand der Zapfenstreich für die Kanzlerin statt. Einige Kabinettsmitglieder dürfen nun jene Karrieren als Lobbyisten anstreben, für die sich bereits auf ihren Posten empfohlen haben. Der scheidende Gesundheitsminister wiederum kann sich endlich einem Betätigungsfeld zuwenden, vom der er etwas versteht; beispielsweise dem Immobilienhandel.