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Gerhard Midding

An der Seite war eine falsche Hausnummer vermerkt, aber dennoch traf der Stein ohne Probleme und Verzögerung an seinem Bestimmungsort ein. Allerdings entspann sich eine kurze Diskussion darüber, wo genau er seinen Platz finden sollte. Ja, direkt vor dem Eingang, aber nicht zu nahe an der Hauswand, sondern am besten in der Mitte des Gehwegs.

Gerhard Midding

 Das war für mich der Lackmustest: Wird im Film tatsächlich von den „Mündelgeldern“ die Rede sein, die der Vater unterschlagen hat? Seit Anna Martinetz' Adaption von Arthur Schnitzlers Novelle „Fräulein Else“ in Saarbrücken Furore machte, eilt ihr der Ruf großer Werktreue voraus. Ich mochte das kaum glauben. Ist es vorstellbar, dass eine heutige Else aus Scham und Verzweiflung Selbstmord begehen könnte? Und warum sollte eine junge Filmemacherin, die doch bestimmt vor eigenen Ideen übersprudelt, Demut aufbringen vor einer Vorlage, die 90 Jahre alt ist?

Gerhard Midding

Auf den Tag genau heute vor einem Jahr feierte A Touch of Sin in Cannes Premiere. Am Ende des Festivals gewann Jia Zhang-ke den Preis für das Beste Drehbuch und die chinesische Regierung sonnte sich in diesem Erfolg. Nicht wenige Beobachter waren damals erstaunt, dass sein Film, der die Verrohung der chinesischen Gesellschaft ungekannt drastisch vor Augen führt, überhaupt für das Festival eingereicht werden konnte.

Gerhard Midding

Zuerst verlockte mich der geheimnisvolle Klang des Namens: Ist Tih-Minh ein ferner Ort oder eine Figur? Ein Versprechen von Exotik und Unergründlichkeit lag darin. Es liegt bald 28 Jahre zurück, dass mir der Titel von Louis Feuillades Film zum ersten Mal begegnete. Es war während eines meiner ersten Seminare bei den Theaterwissenschaftlern, das sich mit der Frühzeit des Kinos beschäftigte. Ich hatte mir ein besonders faszinierendes Referatsthema ausgesucht: die Serials der 1910er Jahre.

Gerhard Midding

Es hat nicht nur Nachteile, dass dieser Blog von niemandem außer mir redigiert wird. Nun bleibt endlich der Punkt nach seinem Vornamen erhalten, den Redakteure sonst geflissentlich tilgen. Zu seinen Lebzeiten legte Christian-Francois Bouche-Villeneuve Wert darauf, dass sein berühmtestes Pseudonym Chris. Marker geschrieben wurde.

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Das Aufsehen, das ein Film erregt, entscheidet bisweilen über mehr als den Ruhm des Filmemachers oder den Kontostand der Produzenten. Manchmal hängen Schicksale daran. Menschen knüpfen große Erwartungen an sie: möge das Kino mithelfen, dass sich die Dinge für sie endlich zum Besseren wenden. „An Episode in the life of an Iron picker“ von Danis Tanovic, der im letzten Jahr auf der Berlinale zwei Silberne Bären gewann, ist ein solcher Film.

Gerhard Midding

Sie waren, um mit Robert Capa zu sprechen, nah genug dran. Erstaunlich, was für Bilder sie am Roten Teppich und im Gedränge der Autogrammjäger erbeutet haben. Das Getümmel hat sie nicht abgeschreckt, sondern ihre Durchsetzungsfähigkeit und Geistesgegenwart herausgefordert. „Close up“ heißt dann auch die Schau, in der 13 junge Fotojournalisten ihre Eindrücke von der diesjährigen Berlinale festgehalten haben. Sie ist das Ergebnis eines Nachwuchswettbewerbs, für den sich jeder von ihnen ein eigenes Thema gestellt hat; was ihre Schaulust gewiss ebenso eingeengt wie konzentriert hat.

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Die Kamera ist ein Vergrößerungsglas: Sie überhöht die Geschehnisse und die physische Präsenz der Darsteller. Allerdings ist sie ein parteiisches, bestechliches Messinstrument. Bob Hoskins galt als ein kleinwüchsiger Schauspieler, dabei war er nicht einmal drei Zentimeter kleiner als Tom Cruise, James Cagney, Dustin Hoffman und Michael J.Fox (der wie er an Parkinson erkrankte) überragte er sogar ein wenig.

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Die Stille, erklärt er mir, gehört zu den größten Herausforderungen in seinem Metier: Denn in ihr hört man jedes Geräusch, jeder Ton wird absichtsvoll und gewichtig. Der Anfang von »Zärtlichkeit«, dem gerade angelaufenen, neuen Film von Marion Hänsel, ist ein wunderbares Beispiel hierfür. Da sieht man in der Totalen zwei Skifahrer einen Abhang in den französischen Alpen hinuntergleiten und glaubt, nur Stille zu hören. Das besitzt seine atmosphärische Triftigkeit: Schnee dämpft alle Geräusche.

Gerhard Midding

Falsche Fährten sind nicht zu verachten. Oft führen sie auf ergiebiges Terrain. In der letzten Woche schickte mich ein Redakteur in die Pressevorführung von "Transcendence", dem heute anlaufenden Science-Fiction-Thriller mit Johnny Depp. Üblicherweise werde ich für derlei Hollywood-Blockbuster selten besetzt. Aber einerseits musste die Kritik über die Osterfeiertage fertig werden und darüber hinaus hat dieser Redakteur ein Gespür für originelle Fragestellungen und überraschende Perspektiven. Es ist das Regiedebüt von Wally Pfister, dem Hauskameramann von Chris Nolan.