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Gerhard Midding

Es war eine wunderbar erratische Karriere, bis zum Schluss. Jonathan Demme hat alles Mögliche ausprobiert. Keine Richtung, die er einschlug, war unwiderruflich festgeschrieben. Ich glaube, er folgte einfach seinen Leidenschaften, und die waren facettenreicher als bei jedem anderen Filmemacher, der in den letzten Jahrzehnten in den USA arbeitete.

Gerhard Midding

Die Filmgeschichte bedarf ja stets der Nachbesserung. Falls die Wirklichkeit einmal eine Spur zu prosaisch erscheint, ist auf Jean-Luc Godard glücklicherweise meist Verlass. Wenn er sich einen Reim auf die Welt im Allgemeinen und das Kino im Besonderen macht, ist der Weg zur Parabel nie weit.

Gerhard Midding

Nun ist es doch ganz anders gekommen. Dabei war seine Idee viel versprechend und er hatte das Thema ausgiebig recherchiert. Als wir zum letzten Mal darüber sprachen, war er fast bereit, den Artikel in Angriff zu nehmen. Konnte er ahnen, dass die Zeit so blitzschnell über ihn hinweggehen würde?

Gerhard Midding

Gestern merkte ich nicht ohne Verblüffung an, wie wenige Filmregisseure bisher öffentlich Position bezogen haben angesichts eines drohenden Wahlerfolgs des Front National. Bei der Präsidentschaftswahl vor 15 Jahren war das anders. An die Stimmung, die nach der ersten Runde herrschte, kann ich mich auch deshalb noch lebhaft erinnern, weil mich damals eine Tageszeitung bat, bei Bertrand Tavernier um ein Interview anzufragen. Der Regisseur, dem es nie an staatsbürgerlicher Erregung fehlte, sagte sofort zu.

Gerhard Midding

Ob er stolz ist, Franzose zu sein, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Dieses Bekenntnis hört man in letzter Zeit ohnehin meist aus dem falschen Lager. Dass Dany Boon stolz ist, aus dem Norden zu stammen, muss hingegen niemanden überraschen, der »Willkommen bei den Sch'tis« gesehen hat.

Gerhard Midding

Auf Anhieb käme man nicht auf die Idee, dass es sich hier um den selben Film handelt. Denn wie kann es sein, dass die Selbstkontrolle der Filmwirtschaft ihn in einem Land für Zuschauer ab sechs Jahren freigibt, in einem anderen aber erst ab 17 Jahren?

Gerhard Midding

In »Die Stunde der Patrioten«, der zweiten Verfilmung eines Romans von Tom Clancy, gibt es eine Szene, die einen nachhaltigen Schock bei mir hinterlassen hat. Vielleicht sollte ich kurz die Geschichte in Erinnerung rufen. Clancys Held, der ehemalige Marineoffizier Jack Ryan (damals noch gespielt von Harrison Ford), vereitelt während eines Ferienaufenthalts in London das Attentat auf einen entlegenen Verwandten der Königsfamilie und tötet dabei einen IRA-Terroristen, dessen Bruder ihm und seiner Familie daraufhin Rache schwört.

Gerhard Midding

Morgen, am 30. März, feiert Warren Beatty seinen 80. Geburtstag. Ich kann mich noch gut erinnern, wie er halb so alt wurde. Da galt er noch als unermüdlicher Verführer, als der Peter Pan der Klatschspalten und Studiohierarchien des auslaufenden New Hollywood. Die Filmmetropole war noch ein ganz anderer Ort: ein Klub, in dessen Zentrum er immer stand, obwohl er schon damals die Kunst des heroischen Zögerns beherrschte.

Gerhard Midding

Terrence Malicks neuer Film »Song to Song« feierte vor zwei Wochen seine Premiere auf dem South by Southwest-Festival in Austin, wo der notorisch scheue Regisseur überraschenderweise sogar in der Öffentlichkeit auftrat. Das Werk, das Ende Mai in Deutschland starten soll, ist in der Musik-Szene der texanischen Hauptstadt angesiedelt. Allerdings war die Premiere keineswegs ein Heimspiel: Wiederum hat ein Malick-Film die Kritik mächtig gespalten. Selten schlug das Pendel jedoch so heftig aus wie diesmal.

Gerhard Midding

Man hätte schon gern gewusst, wer die anderen vier Namen auf der Liste waren. Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren, und das ist bestimmt auch gut so. Das „Was wäre wenn“ ist zwar ein reizvolles Gedankenspiel, aber Filmgeschichte lässt sich damit nicht schreiben. Die getroffene Entscheidung war jedenfalls klug und keiner der Beteiligten hat sie je bereut.